Chronik/Österreich

Neue, alte Gäste im Winter: Bleiben die Störche jetzt ganzes Jahr?

Immer mehr Störche verbringen die warme Jahreszeit in Vorarlberg und bleiben dann gleich auch über den Winter hier. Im heurigen Sommer wurden 92 Brutpaare gezählt, die 186 Jungvögel aufzogen, erzählte Klaus Zimmermann vom Dornbirner Naturkundemuseum Inatura.

Der Großteil von ihnen überwintere inzwischen auch hier, eine Folge des Klimawandels. Noch in den 1980ern waren Störche im Rheintal ein seltener Anblick. 2009 wurden erstmals zehn Brutpaare gezählt. 

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Seither gehe es mit der Storchenpopulation im Land "steil bergauf", so Zimmermann. Gab es vor dreißig Jahren noch ein Storchennest im Land, so sieht man die langbeinigen Vögel inzwischen vielerorts im Rheintal. Dass immer mehr von ihnen auch den Winter über in Vorarlberg bleiben, ist laut dem Biologen eine klare Folge des Klimawandels: Wenn der Boden über längere Zeit gefroren ist, finden die Störche kein Futter. Das ist im Rheintal aber kaum mehr der Fall.

Bleiben die Störche, sorgt das auch für Probleme

"Wenn es einen kalten Ausnahmewinter gibt, dürften dem einige Störche zum Opfer fallen. An ihrer grundlegenden Tendenz, den Winter über hierzubleiben, würde das aber nichts ändern", erklärte Zimmermann. Die genaue Zahl der im Land überwinternden Störche wird jeweils im Jänner erhoben. 

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Spannend ist für Zimmermann, dass manche Jungtiere in den Süden ziehen, obwohl ihre Eltern an Ort und Stelle bleiben. Eigentlich habe man angenommen, dass dieses Verhalten von den Eltern auf die Jungen übergeht. Das sei aber offenbar nicht unbedingt der Fall. Und während die Störche früher allesamt in Gebiete südlich der Sahara zogen, haben einige inzwischen auch die Vorteile des Überwinterns in Spanien oder Portugal entdeckt: Der Flug ist kürzer und damit weniger zeitraubend und kräftezehrend, und durch den kürzeren Weg sind sie früher wieder in Österreich, was ihnen einen Startvorteil bei der Suche nach guten Brutplätzen verschafft. 

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Während es natürlich erfreulich ist, dass der Storch inzwischen auch in Vorarlberg wieder heimisch ist, gilt es aus Sicht des Biologen auch zu bedenken, dass die Vögel in großer Zahl durchaus den Amphibien- und Reptilienbeständen zusetzen können. Schwierigkeiten kann es auch mit den Horsten der Tiere geben: Über 30 mussten heuer - mit der nötigen behördlichen Genehmigung - abgeräumt werden. Störche bleiben nämlich, wenn möglich, ihr Leben lang beim selben Partner und suchen mit diesem im Frühling auch wieder das Nest aus dem Vorjahr auf. Dieses wird dann jeweils "aufgemöbelt", wie es Zimmermann formuliert, und kann irgendwann bis zu zwei Tonnen wiegen - und das kann einem Strommast oder einem Hausdach schon mal zu schwer werden.

Sechs Tiere bleiben im Burgenland

Auch im Burgenland bleiben immer mehr Störche immer länger oder sogar über den ganzen Winter - gezwungenermaßenn. Während die meisten Störche ihr Sommerquartier im burgenländischen Rust längst Richtung Süden verlassen haben, sind sechs Tiere geblieben, um auch den Winter dort zu verbringen. Sie bewegen sich frei auf den Feldern der Storchenstadt und finden derzeit ausreichend Futterangebot vor, sagte Igor Smrtnik, Obmann des örtlichen Storchenvereins. Sechs weitere Störche sind dauerhaft in der Station des Vereins untergebracht und werden dort gepflegt.  

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Solange es im Winter nicht zu kalt sei, würden die Störche ausreichend Futter finden. "Ansonsten stibitzen sie auch einmal Futter aus der Storchenstation", erzählte Smrtnik. In den vergangenen Jahren seien im Schnitt drei bis vier Störche in Rust geblieben. Dass es heuer mehr sind, könnte unter anderem mit dem Klimawandel und den milderen Wintern zusammenhängen. Häufig bleiben die Tiere aber auch im Burgenland, weil sie noch nicht genug Kraft für die weite Reise haben, etwa wenn sie Nachzügler sind. 

Insgesamt haben heuer 23 Storchenpaare ihre Quartiere über den Dächern von Rust bezogen - ein Rekordwert, betonte Smrtnik. Sie kümmerten sich in den Sommermonaten um 44 Jungstörche und damit um deutlich weniger als im Vorjahr, in dem 53 Jungtiere gezählt wurden. Als Grund für den Rückgang sieht Smrtnik das verregnete Frühjahr. Unmittelbar nach dem Schlüpfen seien die Küken teils mit starkem Regen und Nässe konfrontiert worden. Einige seien dadurch krank geworden oder zu schwach gewesen, sodass sie aus dem Nest geworfen wurden.