Chronik/Österreich

Salzburger Festspiele öffnen sich für die Jugend

Scheue Blicke und edle Outfits auf der Terrasse der „Salzburg Kulisse“: Man erkennt gleich jene, die sich im Kultur-Betrieb routiniert bewegen und auf Erfahrung bauen auf der einen und die jungen Interessierten auf der anderen Seite. Die, die sich gerne vom Zauber der Hochkultur und klassischen Musik anstecken lassen wollen.

Das Alter sagt nicht unbedingt etwas über die Rolle der einzelnen Gäste aus: wie etwa Elena Zukriegel (22) und ihr „Patenkind“ Jennifer Brüggler (25). Die Salzburgerin wuchs mit engem familiären Festspielbezug auf. Sie stand schon mit acht Jahren auf der Bühne, war Teil des Kinder- und Jugendchors von Festspielen und Landestheater. „Das prägt natürlich“, erzählt sie. Superstars wie Jonas Kaufmann oder Dirigent Sir Simon Rattle standen bei einer Aufführung in greifbarer Nähe. Beim Paten-Projekt bringt sie gerne den jugendlichen Blick ein. „Großartig“, freut sich ihr Patenkind, Physik-Studentin aus dem Pongau, über die Chance. Sie liebt klassische Musik, hatte bisher aber kaum Berührungspunkte mit den Festspielen.

„Vor allem die Sommerfestspiele haben ja doch einen sehr elitären Ruf“, meint Brüggler und unter Freunden werde man als Opernbesucherin schnell einmal „wie ein Einhorn angeschaut“, lacht sie.

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Begeisterung für Kulturbetrieb schaffen

Für die neue Festspielpräsidentin Kristina Hammer ist es eine Herzensangelegenheit, noch mehr Menschen aus der Region zu erreichen: „Ich selbst hatte das Glück, schon von Kindesbeinen an mit Musik, Oper und Theater ganz selbstverständlich in Berührung zu kommen.“ Mit den Patenschaften will sie junge Menschen erreichen, die dieses Privileg nicht haben, und helfen, Schwellenängste abzubauen. Hammer: „Wir wollen die Begeisterung für die Festspiele an die nächste Generation weitergeben.“

Die Festspiele haben heuer wieder 6.000 leistbare Jugendkarten aufgelegt. Auch die Paten zahlen mit 20 Euro pro Ticket einen Beitrag. Die Jugend-Schiene bei den Karten soll durch das Paten-Programm Interesse wecken und mit dem Klischee, dass nur sündteure Karten angeboten werden, brechen.

Neue Puccini-Fans lauschten Oper

Elf Paten-Paare lauschten am Dienstag gemeinsam der Puccini-Oper „Il trittico“. Insgesamt besuchen verschiedene Paten-Gruppen fünf Aufführungen aus allen Sparten vom Jedermann bis zum Konzert. Die Paten würden sozusagen „Geheimwissen“ weitergeben, so Präsidentin Hammer. Ursula Gessat gab einen Überblick über Inhalt und Entstehungsgeschichte der späten Puccini-Oper, die aus drei voneinander unabhängigen Einaktern besteht. Erster Teil: die bitterböse Erbschleicher-Komödie „Gianni Schicchi“, die in Florenz spielt. Dann „Il Tabarro“, eine bedrückende Milieu-Studie, und schließlich in „Suor Angelica“ der innere Kampf einer verstoßenen Nonne. Roter Faden ist Superstar Asmik Grigorian, die in allen Partien die Titelrolle singt. „Ich war so was von überwältigt, wie sie diesen Herzschmerz zum Ausdruck bringt“, ist Jennifer Brüggler nach der Vorstellung fasziniert. Sie will jedenfalls wiederkommen und auch mit ihrer Patin in Kontakt bleiben.