Salzburg und Bayern: "Im Denken gibt es keine Grenzen"
2016 feiert das Land Salzburg seine 200-jährige Zugehörigkeit zu Österreich. Die Landesausstellung im Salzburg Museum – die erste seit 22 Jahren – zeigt ab Samstag die wechselhafte Geschichte des Bundeslandes (siehe Zusatztext unten).
Auch dem berühmtesten Sohn der Stadt, Wolfgang Amadeus Mozart, wird in der Schau Platz eingeräumt. Das Salzburg Museum stellt etwa Mozarts erstes Werksverzeichnis, das sogenannte "Köchelverzeichnis 1", aus. Als Mozart 1791 starb, war Salzburg ein selbstständiges Fürsterzbistum. Bis 1816 wechselten die Herrschaftsverhältnisse noch mehrmals.
"Das ehemals unabhängige Erzstift Salzburg hatte mit seiner Bevölkerung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts schwere Zeiten zu durchstehen", meinte der Salzburger Diözesankonservator und Historiker Roland Kerschbaum in einer Publikation. Vor allem die strenge bayerische Religionspolitik machte der verarmten Salzburger Bevölkerung zu schaffen.
Am 1. Mai 1816 schlug das Königreich Bayern Salzburg dem Habsburgerreich zu. Unter österreichischer Verwaltung blühte das Land erst Mitte des Jahrhunderts wieder auf, als es eine eigene Landesverfassung erhielt.
Wirtschaftsraum
Spätestens mit dem Beitritt zur EU sind sich Salzburg und Bayern wieder wesentlich nähergekommen: "Wir haben eine tief gehende Verbundenheit. Man merkt das auch an den gemeinsamen kulturellen Bräuchen. Im Denken ist eigentlich keine Grenze vorhanden", meint Siegfried Walch, Landrat (vergleichbar mit einem österreichischen Bezirkshauptmann, Anm.) von Traunstein und Vizepräsident der Europa-Region Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein. "Gerade auf kommunaler Ebene verfolgen wir im Grunde dieselben Interessen."
Beide Länder profitieren von den wirtschaftlichen Verflechtungen, vor allem im Einzelhandel und im Tourismus. Auch Handwerksbetriebe zählen zu den Nutznießern. Laut Schätzungen der Salzburger Landesstatistik verkehren täglich rund 7000 Pendler zwischen Salzburg und Bayern, davon kommen rund drei Viertel von deutscher Seite zur Arbeit nach Österreich. Andreas Möller, Bereichsleiter für Handelspolitik und Außenwirtschaft in der Wirtschaftskammer Salzburg, beziffert die Exporte von Salzburger Unternehmen nach Bayern mit rund 850 Millionen Euro im Jahr.
Der grenzüberschreitende Nahverkehr soll in Zukunft ausgebaut werden. Im Vorjahr seien dazu auf bayerischer Seite entsprechende Beschlüsse gefasst worden, sagt Martin Schöndorfer vom Verein "Regional Stadt Bahn Salzburg-Bayern-Oberösterreich". Flächen für eine mögliche Bahntrasse zwischen Grödig und Marktschellenberg nahe Berchtesgaden sollen freigehalten werden.
Verstimmungen
Dass die Beziehungen durch die Flüchtlingskrise und Grenzkontrollen Schaden genommen haben, glaubt Walch nicht. "Die bayerische Seite ist Wien für seine Flüchtlingspolitik sehr dankbar", meint er. Getrübt wurde das enge Verhältnis in den vergangenen Jahren durch die Auseinandersetzung um den Salzburger Flughafen: "Das Thema ist noch nicht vom Tisch", sagt Walch. Auch die vom bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) geforderte Pkw-Maut sorgt regelmäßig für politische Verstimmungen.