Chronik/Österreich

"Ein Cornetto reicht in dem Job nicht"

Groß, muskulös, grimmig-autoritärer Blick: Das dürften in Österreich die einzigen Qualifikationen sein, die man für einen Job als Sicherheitsmann braucht. Fachliche oder soziale Kompetenzen? Fehlanzeige, zumindest in der Gewerbeordnung.

Dem VSÖ (Verband für Sicherheitsunternehmen Österreich) sind die fehlenden Qualitätsstandards in diesem freien Gewerbe seit Jahren ein Dorn im Auge. Der Verband, dem die vier großen Sicherheitsunternehmen G4S, Securitas, ÖWD und Siwacht angehören, hat sich zum Ziel gesetzt, eine standardisierte Grundausbildung für Sicherheitsmitarbeiter zu etablieren. "Momentan glaubt man offenbar, dass ein Cornetto (die typische Statur eines Muskelprotzes, Anm.) für den Job reicht, aber da steckt viel mehr dahinter. Man braucht psychologische Fähigkeiten, muss mit schwierigen Menschen umgehen können und über die Rechtslage Bescheid wissen", sagt VSÖ-Generalsekretär Thomas Forstner. Weil der Gesetzgeber keine Grundausbildung vorschreibt, würden die Mitarbeiter der diversen Sicherheitsfirmen nach Gutdünken ihrer Vorgesetzten ausgebildet. "So kommt man gerade in diesem sensiblen Bereich leicht in die Schlagzeilen." Jüngstes Beispiel war der Vorfall in Salzburg (siehe Bericht unten).

Qualitätsniveau

Die VSÖ-Mitglieder haben sich freiwillig zu einer zertifizierten Ausbildung verpflichtet. Jeder Mitarbeiter muss eine dreitägige Einschulung plus ein gezieltes Training für seinen Einsatzbereich machen. Die Kosten trägt der Dienstgeber. "Das hebt das Sicherheitsniveau an und ist auch ein positives Signal an die Kunden", sagt Forstner.

Für eine Basisausbildung setzt sich auch Jan Hufnagl, Chef der "Cult Crew" ein. Der 38-Jährige ist in Deutschland und Österreich tätig. Im Nachbarland gibt es neben einer verpflichtenden Ausbildung auch eine Lehre als "Fachkraft für Schutz und Sicherheit". Der Qualitätsunterschied sei frappierend, sagt er: "In manchen Bereichen setze ich daher nur deutsche Mitarbeiter mit Lehrabschluss oder mindestens achtjähriger Berufserfahrung ein." So zum Beispiel in den Salzburger Landeskliniken, für die seine Firma bis Februar 2014 tätig war. Andererseits war die Cult Crew auch bei besagtem Fest in Salzburg engagiert. Warum es dort zu dem Tabubruch gekommen ist, aufsässige Gäste mit Kabelbinder ruhig zu stellen, kann sich Hufnagl nicht erklären. "Der Vorfall wird intern geklärt", sagt er.

Der Verwirklichung einer Pflichtausbildung stehe hierzulande die Kostenfrage im Wege, weiß Thomas Kirchner von der Wirtschaftskammer Wien. "Es wird befürchtet, dass die Kleinunternehmer gegenüber der großen Konkurrenz im Nachteil sind", erklärt er. Heuer sei Bewegung in die Causa gekommen: Eine Arbeitsgruppe plant eine Ö-Norm für Wachorgane, erzählt er: "Das wäre das erste Instrument, um einen einheitlichen Qualitätsstandard zu setzen."

Nach den Handgreiflichkeiten zwischen Securitys und Gästen bei der "Flight Night" Montagnacht in Wals bei Salzburg ist die Polizei noch immer mit Einvernahmen der Beteiligten beschäftigt. Einige Gäste hatten ja beobachtet, wie die Sicherheitsmänner zwei randalierende Gäste unsanft vor die Tür schafften und deren Arme mit Kabelbindern hinter dem Rücken fixierten. Die Gefesselten wurden dann der Polizei übergeben.

Die Salzburger Eventagentur hat die Vorfälle mit der von ihnen beauftragten privaten Firma geklärt. "Man hat uns gegenüber bestritten, dass das Personal Kabelbinder verwendet hat", sagt Veranstalter Manuel Reifenauer. Ob dieses Dementi auch vor der Polizei hält, ist fraglich – Beamte hätten es mit eigenen Augen gesehen, heißt es dort.

In der Nacht auf Dienstag hat es einen weiteren Zwischenfall gegeben: In einem Lokal in der Stadt Salzburg wurde ein Taxifahrer von einem Sicherheitsmann vor die Tür gesetzt haben, dabei wurde der 47-Jährige verletzt.

Für Aufsehen hat 2007 ein Vorfall beim Rockhouse gesorgt: Ein betrunkener Student war von Türstehern am Boden fixiert und getreten worden. Der 24-Jährige starb später an Organversagen. Die drei Täter wurden zu Haftstrafen verurteilt.