"Rolling Stones"-Konzert: Veranstalter zufrieden, Fans nicht
Die Schlammschlacht geht zwei Tage nach dem Konzert der Rolling Stones weiter. Nachdem die Fans mit den Füßen im Gatsch versanken, versagte laut vielen Stones-Fans ebendort die Organisation. 95.000 Fans sollten zeitgleich durch einem einzigen Ausgang zum Parkplatz gelangen.
"Wir waren mit Tausenden anderen auf der Straße. Auf einmal ist alles gestanden und wir haben nicht gewusst, warum. Sardinen haben da komfortabler Platz, meine Frau war in Panik, andere Leute sind umgefallen", ärgerte sich Konzertbesucher Erik-Karl Tupy aus Niederösterreich. "Weit und breit war kein Ordner, weit und breit keine Polizei. Wenn da einer einen Knallkörper schmeißt, gibt’s eine Panik – und wir haben Hunderte Tote. Mich wundert, wie man ein Konzert auf diesem Gelände überhaupt genehmigen kann."
Drei Stunden Stau
Die steirische Polizei will davon nichts bemerkt haben: "Es waren mehrere Hundert Beamte im Dienst. Die Kritik, dass zu wenige Polizisten vor Ort gewesen wären, ist absolut unbegründet." Nachdem die Massen dann ihre Autos erreich hatten, mussten rund 17.000 Fahrzeuge über eine enge Landstraße zur S6 fahren, Wegweiser oder gar Ordner gab es so gut wie keine. Jene, die vor Ort waren, wirkten überfordert.
Zu allem Übel sperrte schließlich noch ein Anrainer eine der beiden Strecken vom Parkplatz zur Landstraße: "Das ist mein Grund, das war nicht ausgemacht, dass hier wer drüberfährt", ließ er die wartenden Autofahrer wissen. Um die drei Stunden dauerte es schließlich, bis man die Schnellstraße erreicht hatte. "Das haben wir so erwartet", bedauerte der Sprecher des Verkehrsorganisationsbüros, Alexander Kreth. Schon beim Konzert von AC/DC vor zwei Jahren hätte alles so lange gedauert, aber: "Das schlechte Wetter hat die Situation für die Besucher noch verschärft."
Auch die Bezirkshauptmannschaft Murtal, die die Veranstaltung genehmigt hat, sieht die Witterung als Hauptverursacher für das Chaos: "Wäre das Wetter besser gewesen, hätte es nicht diesen Termindruck gegeben", betont Vize-Bezirkshauptmann Peter Plöbst. "Bei besserem Wetter hätte es sich bei der Abreise vielleicht nicht so gedrängt."
Um Staus zu vermeiden, hatte der Veranstalter geraten, nach dem Konzert noch etwas zu essen oder zu trinken. "Leider ging aber das Bier aus", ärgert sich ein Besucher. "Das stimmt gar nicht", entgegnet Veranstalter Ewald Tatar. "Das Gelände wurde nach dem Ende des Konzerts schrittweise für den Abbau geräumt, zunächst der Bereich unmittelbar zwischen Bühne und Tribünen. Es hat aber bis knapp vor ein Uhr Früh, also fast bis zwei Stunden nach Showende, hinter den Tribünen Bier gegeben."
Von Tatars Event-Büro wurde auch empfohlen, mit dem Shuttlebus anzureisen. Aber diese Variante floppte: "Der blanke Horror! Tumultartige Szenen! Die Securitys waren anscheinend ohne jedweder Ausbildung, um mit solchen Menschenansammlungen umzugehen. Die waren machtlos und überfordert. Eine Frau hatte eine Panikattacke", schreibt eine Konzertbesucherin auf der Facebook-Seite des Veranstalters Barracuda Music. Dorthin wandten sich auch Stones-Fans, die ihr Geld zurück wollten.
Kein Eintritt trotz Ticket
Die Karten für den "Golden Circle" nahe der Bühne kosteten 199 Euro. Leider kamen aber viele trotz gültiger Karte nicht mehr in diesen Bereich. Andere Besucher waren unter der Absperrung durchgeklettert. Viele fordern nun Rückerstattungen. Auf KURIER-Anfrage zeigt sich Veranstalter Ewald Tatar kulant: "Davon wissen wir nichts. Wir, werden aber bei unserem Sicherheitsdienst Rücksprache halten und sollte dem so sein, uns dann um solche Fälle natürlich kümmern."
Brenzlige Situationen entstehen bei Großveranstaltungen immer wieder. So auch beim Rolling Stones-Konzert am Samstag. Der Veranstalter ist in der Pflicht, alles zu tun, um eine Panik zu verhindern. Das hätte am Samstag besser laufen müssen.
95.000 Besucher wollten nur noch nach Hause. Die Stimmung war zwar den ganzen Tag über gut, aber die nasskalte Witterung setzte vielen zu. Beim Ausgang kam es dann zu einem Gedränge. Zu wenige Ordner wiesen den Massen den Weg, zu wenige Ausgänge wurden geöffnet, zu wenig Polizei war zu sehen.
Aber auch das Publikum ist gefragt. Besucht man das größte Konzert des Jahres, muss man mit Gedränge und Wartezeiten rechnen. Man muss sich bewusst sein, dass es unangenehm werden kann. Man muss sich selbst dazu anhalten, gerade dann ruhig zu bleiben. Die Konzertbesucher bewiesen am Samstag die nötige Disziplin. Ohne dieser sind Großevents wie das Stones-Konzert nicht realisierbar. Aber ein Restrisiko bleibt.