Chronik/Österreich

Pater gestand sexuelle Übergriffe

Pater Johannes „galt als äußerst aggressiv und rücksichtslos brutal“. Dieses Urteil fällten nicht nur seine Opfer, dieser Satz steht im gestern bekannt gewordenen Zwischenurteil des Landesgerichts Feldkirch. Zisterzienser-Pater Johannes prügelte im Bregenzer Klostergymnasium Mehrerau nicht nur Schüler, sondern war auch pädophil. Schon in den 1960er-Jahren hat er seinen Trieb an Buben ausgelebt.

Wie berichtet, holt den Pater seine Vergangenheit erneut ein. Zwei ehemalige Schüler klagen das Kloster Mehrerau auf 200.000 bzw. 135.000 Euro Schmerzengeld und Verdienstentgang. Das Landesgericht Feldkirch hat die vom Kloster ins Spiel gebrachte Verjährung abgelehnt.

Ob das Kloster gegen das Zwischenurteil berufen und erneut auf Verjährung der Vorfälle plädieren wird, ist noch unklar. Der vom Abt eingesetzte Krisenmanager Harald Schiffl: „Wie es weitergeht, kann man noch nicht sagen.“ Abt Anselm van der Linde sei derzeit auf Reisen, die Entscheidung werde demnächst fallen.

Bereits 1968 hatte ein Gericht Pater Johannes wegen sexuellen Missbrauchs zweier Buben (die außerhalb des Klosters lebten) zu vier Monaten bedingter Haft verurteilt. Der damalige Abt hat von der Anklage gewusst und – wie aus den Akten hervorgeht – den Pater für einen Monat „von kirchlichen Tätigkeiten suspendiert“. Dann durfte Pater Johannes seinen Dienst im Klostergymnasium Mehrerau antreten. Bis 1982 versah er dort als Lehrer, Erzieher und Regens Dienst. Und er missbrauchte und vergewaltigte weiterhin.

Im Jahr 1982 meldeten Eltern dem Kloster sexuelle Übergriffe durch den Pater. Angezeigt wurde er nicht – aber aus dem Gymnasium in die Pfarre Sauters in Tirol versetzt.

Geständnis

2004 wurde der Pater von Opfern angezeigt. Dem KURIER liegt ein Vernehmungsprotokoll aus der Strafanzeige der Kriminalabteilung Vorarlberg vor. Vier ehemalige Schüler des Eliteinternats Mehrerau bezichtigten den Pater damals sexueller Übergriffe. Pater Johannes legte ein Geständnis ab (siehe Faksimile). Von den frühen 1970er-Jahren bis 1982 habe er „fünf bis zehn Schüler missbraucht“. In der Vernehmnung durch die Polizei gestand der Pater im Oktober 2004 zudem, den Missbrauch bewusst geplant zu haben: „Ich habe immer solche Schüler ausgesucht, die Respekt vor Lehrpersonen hatten und die eher charakterschwach waren und wenig Selbstbewusstsein hatten. So war weniger Widerstand zu erwarten und die Gefahr einer Anzeige auch geringer.“

Verjährt

Er wurde nicht verurteilt. „Die Taten waren strafrechtlich verjährt“, sagt Reinhard Flatz, Sprecher des Landesgerichtes Feldkirch. Bei der nun eingereichten Zivilklage der beiden ehemaligen Klosterschüler sieht das Gericht die Taten als nicht verjährt an. Beruft das Kloster, sind erst das Landesgericht Innsbruck und (bei einer weiteren Berufung) der Oberste Gerichtshof am Zug.

Etliche Opfer des Paters sind seit Jahren in psychologischer Behandlung.

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