Chronik/Österreich

Knalleffekt in Geheimdienstszene: Ex-BVT-Beamter Egisto Ott in Kärnten festgenommen

Er galt als umstritten, zwielichtig, nun befindet er sich wegen des Vorwurfs der Spionage in Haft.

Wie der KURIER in Erfahrung bringen konnte, wurde Egisto Ott am Freitag in der Früh in seinem Haus in Kärnten festgenommen. Dies bestätigt auch die Staatsanwaltschaft Wien. Es werde wegen Amtsmissbrauchs und geheimen Nachrichtendiensts zum Nachteil Österreichs ermittelt, teilte Sprecherin Nina Bussek mit.

Ott war rund um den Fall des flüchtigen Wirecard-Vorstand Jan Marsalek ins Visier der Behörden geraten, weil der Staatsgeheimnisse verkauft haben soll.

Freitag früh soll es nun zu mehreren Hausdurchsuchungen gekommen sein. Die Rede ist von einer einstelligen Zahl. Auch eine zweite Person befindet sich in Haft, offenbar ein naher Verwandter von Ott. Er soll in Wien festgenommen worden sein.

Cobra bei Hausdurchsuchung in Kärnten

Ott hat einen offiziellen Wohnsitz in Wien und in einer kleinen 6.000-Seelen-Gemeinde in Kärnten, wo er in einer Art toskanischen Villa lebt. Dort stand die Anti-Terroreinheit Cobra am Freitag in der Früh vor der Tür. Ott soll bei seiner Festnahme "kooperativ" agiert haben.

Die Beamten sollen unzählige Beweismittel sichergestellt haben. Ob sich auch Geldsummen darunter befinden, ist unklar. 

Korrupte BVT-Clique

Ott wurde bereits lange vorgeworfen, für Russland spioniert und Marsalek mit Infos serviciert zu haben. Er soll Teil einer korrupten BVT-Clique gewesen zu sein, die bewusst versucht haben soll, den Staat zu schwächen und heikle Informationen gegen Geld verkauft haben soll.

CIA schlug Alarm

Ott, der durch sein bulliges Auftreten beim Gegenüber einen bleibenden Eindruck hinterließ, bestritt die Vorwürfe stets. Zuletzt gegenüber dem deutschen Nachrichtenmagazin Spiegel. "Ich habe bei Regelverstößen nie mitgemacht, sondern immer erstklassige Arbeit geleistet", erklärte Ott gegenüber dem Spiegel.

Dieser hatte die Verbindungen Otts zu Marsalek detailiert aufbereitet. Demnach sollen bereits im Jahr 2017 CIA und MI6 Alarm geschlagen haben, da Ott E-Mails von seiner BVT-Adresse an seine private weitergeleitet haben soll.

Ott wurde suspendiert, soll seine Kontakte beim Geheimdienst aber weiter genützt haben. Dazu soll auch Martin Weiss gezählt haben. Ex-Verfassungsschützer und auf der Flucht.

Wird U-Haft verhängt?

Ott wurde kurz in U-Haft genommen, befand sich danach aber wieder auf freiem Fuß. Es wird sich zeigen, wie lange er dieses Mal in Haft bleibt und wie schwer die Vorwürfe wiegen. 

Laut Behördensprecherin Bussek ist noch offen, ob ein Antrag auf Verhängung der U-Haft gestellt wird. Dafür hat die Staatsanwaltschaft 48 Stunden Zeit. Also bis Ostersonntag.

Welche Infos erhielten Russen?

Der „Standard“ berichtete am Freitag zudem, dass offenbar die gespiegelten Inhalte von Smartphones dreier (Ex-)Spitzenbeamter aus dem Innenministerium an russische Geheimdienste übermittelt wurden. Die Übergabe soll im Sommer 2022 durch Ott erfolgt sein. Die Informationen über die Weitergabe - mutmaßlich an den Inlandsgeheimdienst FSB - sollen schon vor einigen Wochen aus Großbritannien gekommen sein. Dort wird gegen Marsalek ermittelt, Chats wurden sichergestellt.


Bei den gestohlenen Smartphones handelt es sich um die Geräte von Michael Kloibmüller, der jahrelang Kabinettschef im Innenministerium war; von Michael Takacs, mittlerweile Bundespolizeidirektor; sowie von Gernot Maier, Direktor des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl. Den Betroffenen sei schon vor einigen Tagen mitgeteilt worden, dass „ihre Handys“ beim russischen Geheimdienst lägen, heißt es aus deren Umfeld.

Bootsunfall

Die drei Handys waren 2017 Opfer eines Unfalls geworden: Bei einem Ausflug des Innenministeriums war ein Kanu gekentert, die Smartphones fielen ins Wasser. Daraufhin wurde ein IT-Techniker des Verfassungsschutzes gebeten, die Diensthandys zu reparieren. Der fertigte offenbar Kopien der Geräte an und gab sie an Ott und andere weiter. Chats aus dem Smartphone von Kloibmüller gelangten auch an die Staatsanwaltschaft und an Medien. Sie führten wegen des Verdachts der Postenkorruption zu Ermittlungen gegen Kloibmüller und Ex-Innenminister Wolfgang Sobotka, wobei das Verfahren gegen Letzteren bereits eingestellt wurde.