Chronik/Österreich

Österreicher bricht Weltrekord in der "Eistonne"

Am frühen Samstagnachmittag kommt Josef Köberl noch ins Schwitzen. Obwohl er nur eine knappe Badehose trägt. 37,8 Grad Körpertemperatur hat ein Sanitäter auf dem Vorplatz des Wiener Hauptbahnhofs gerade bei ihm gemessen. "Bei der Hitze heute und der Aufregung ist das normal", sagt der Medizinier. Doch der Wert soll sich bald ändern.

Grund für Köberls Nervosität ist ein Glascontainer, der auf einer kleinen Bühne steht. Daneben: ein großer Bildschirm mit einer Zeitanzeige. Davor: dutzende Kameraleute und Schaulustige.

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Der Boden des Containers ist bereits mit Eiswürfeln bedeckt. In wenigen Minuten wird Köberl hineinsteigen. Nicht, um einen Weltrekord bloß zu brechen. Sondern um ihn massiv zu übertrumpfen. So lautet zumindest der Plan.

Köberl ist Extremsportler. Mit Kälte kennt sich der 42-Jährige aus. Er absolvierte als erster Österreicher im drei Grad kalten Grundlsee die 1.600 Meter lange "Ice-Mile" und durchschwamm den Ärmelkanal. Seine jüngste Herausforderung: In der Kategorie "Longest duration full body contact with ice" (längster Ganzkörperkontakt mit Eis) Weltmeister werden. Eine Stunde, 53 Minuten und acht Sekunden – durchgehalten von einem Chinesen – gilt es zu übertrumpfen.

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Zwei Tonnen Eis

Um exakt 13:23 Uhr geht es Köberl an: Der gebürtige Steirer steigt in den Container und sein Team kippt Eiswürfel hinein. Jetzt zählt jede Minute: Die Zeit läuft nämlich erst, wenn Köberl bis zur Schulter im Eis steckt. Seine beiden Zeugen machen sich bereit. Sie müssen den Rekordversuch penibel dokumentieren, damit er offiziell anerkannt wird.

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Zehn Minuten später ist es soweit: Köberl ist "eingefroren" und blickt konzentriert ins klatschende Publikum. Aus dem Lautsprecher schallt der Foreigner-Hit "You’re as cold as ice" ("Du bist so kalt wie Eis"). "Das ist mal etwas Neues", sagt Herbert Strigl, der vor der Bühne steht. Er ist aus Tirol angereist, um Köberl anzufeuern. "Mir wären ja schon zehn Minuten da drinnen zu viel."

Doch Köberl kann nicht genug bekommen: Sein Team muss laufend Eiswürfel nachfüllen, weil sie nach und nach in der Sonne schmelzen. Zwei Tonnen davon hat Köberl vorsorglich herankarren lassen. Immer wieder rückt der Sanitäter mit dem Thermometer an. Sollte Köberls Temperatur unter 32 Grad sinken, wird es gefährlich.

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Aber soweit kommt es nicht: Als Köberl den chinesischen Rekord knackt, misst der Sanitäter 35,1 Grad. "Das ist übermenschlich", sagt er. Nach zwei Stunden, acht Minuten und 47 Sekunden steigt Köberl schließlich aus der Box und hievt sich auf eine Trage. Seine Haut ist knallrot: "Es wäre schon noch länger gegangen", sagt er trocken. "Aber man muss es ja nicht übertreiben."