Nach Murenabgang: Tourismusort im Ausnahmezustand
"Ich habe gedacht es donnert, dabei war es das Geröll. Wir haben die Feuerwehrleute nur noch schreien gehört. Da bekommt man schon Angst", sagt Eva Seebacher tief betroffen. Die Frau aus Afritz (Bezirk Villach-Land) ist gerade noch von der Schlammlawine verschont geblieben, die sich Sonntagabend ihren Weg durch den Ortsteil Kraa gebahnt hat.
"Es ging alles so schnell. Um 18 Uhr haben wir Katastrophenalarm gegeben. Wir mussten schauen, dass wir die Menschen aus ihren Häusern bekommen", erzählt Bürgermeister Maximilian Linder. Rund 70 Häuser wurden laut Feuerwehr mehr oder weniger von Schlamm und Geröll zerstört. 163 Personen mussten binnen weniger Minuten ihr Hab und Gut zurücklassen, um ihr Leben zu retten. 157 konnten selbstständig ihr Haus verlassen, sechs Personen habe man mit einem Polizeihubschrauber aus ihrer Notlage befreien müssen.
Große Anteilnahme
"Wir sind alle betroffen", heißt es auch von Afritzern, deren Häuser nicht von der Mure erfasst wurden. Die Hilfsbereitschaft sei immens, sagt Linder. Während er mit seinem Sohn mit der Feuerwehr im Einsatz ist, kümmert sich Frau Jakobine um zwölf Menschen, die nicht in ihre Häuser dürfen. "Viele haben auch aus Nachbargemeinden angerufen und Plätze angeboten", sagt sie.
Am Montag tagte in der Gemeinde der Krisenstab, an dem auch Landeshauptmann Peter Kaiser teilgenommen hat. Bis zu zwei Meter hoch sind die Häuser in Kraa verschüttet. "Wir werden noch Monate mit den Aufräumarbeiten beschäftigt sein", sagt Bürgermeister Linder. Zwölf Bagger und rund 70 Mann waren am Montag im Einsatz. Ab Dienstag sollen sich auch 100 Bundesheersoldaten an den Arbeiten beteiligen. Vertreter der Gemeinde riefen auf, nicht unkoordiniert zum Helfen zu kommen. Es sei auch immer wieder vorgekommen, dass Schaulustige Fahrverbote missachtet hätten. Es bestehe Lebensgefahr, hieß es von den Behörden. Noch am Montag durften die ersten wieder in ihre Häuser zurückkehren.
Eine Woche, zwei Muren
Erst vor einer Woche hatte ein schweres Unwetter in der Gemeinde große Schäden angerichtet. Beide Ereignisse würden für gewöhnlich nur alle 30 Jahre vorkommen, sagt Bezirksfeuerwehrkommandant Libert Pekoll.
Der Landeshauptmann sagte der Gemeinde finanzielle Unterstützung zu. Kreditsperren würden aufgehoben und das Regionalfonds-Gesetz geändert, versprach Kaiser. Auch die Caritas Kärnten sagte Unterstützung aus ihrem Katastrophenfonds zu.