Chronik/Österreich

Nach Murenabgang: Flüchtlinge helfen in Afritz mit

Dunkle Wolken hingen am Dienstag über Afritz. Am Nachmittag setzte wieder Regen ein. Phasenweise schüttete es wie aus Kübeln. Nach dem verheerenden Unwetter vom Sonntag herrscht im Ortsteil Kraa Angst, dass der Bärenbach ein weiteres Mal zu einer riesigen Schlammlawine anschwillt.

"Wir haben alle die Sorge, dass noch etwas nachkommt. Die Hänge sind nicht stabil", sagt Wilfried Steger. Sein Haus ist eingebettet in einer Geröllhalde. Dort wo der Rasen wuchs, liegen nun mannsgroße Felsbrocken. Die Lage scheint aussichtslos. Doch Steger ist frohen Mutes: "So eine Katastrophe bringt das Gute in den Menschen an die Oberfläche", meint er. In seinem Garten schaufeln zwei Syrer und ein Iraker den Dreck weg und bewegen Steine, damit die schlammbraune Brühe abfließen kann. Die drei Flüchtlinge aus einer Unterkunft der Diakonie im Nachbarort Treffen seien auf einmal dagestanden. "Sie wollten helfen und nehmen dafür auch kein Geld an", sagt Steger dankbar.

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Die Aufräumarbeiten waren im gesamten Ortsteil voll im Gange. "Wir haben noch am Montag gegen 19 Uhr den Bach zurück in sein Bett gebracht. Davor ist er einige Hundert Meter über die Millstätter Straße abgeflossen", berichtet Bürgermeister Maximilian Linder. Die Bundesstraße sollte eigentlich noch am Dienstag für den Verkehr freigegeben werden – doch sie bleibt wegen der massiven Verwüstung zumindest bis Mittwoch geschlossen.

Hoffnung für Bewohner

Wie es mit den zum Teil tief verschütteten Häusern weitergehe, könne man noch nicht abschätzen, sagt Linder. Er gehe aber davon aus, dass der Großteil bewohnbar bleibe. "Wir werden alle betroffenen Häuser von einem Statiker überprüfen lassen. Derzeit kommt man aber bei vielen nicht einmal durch die Tür hinein, weil sie so tief verschüttet sind." In zwölf von rund 70 evakuierten Gebäuden durften die Bewohner inzwischen zurückkehren.

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Der Einsatz des Bundesheers ist mittlerweile voll angelaufen. In der Kommandozentrale im Gemeindeamt bereitete Volkmar Ertl, Chef der Villacher Pioniere, den Einsatz der Grundwehrdiener vor. 30 Mann trafen am Nachmittag ein. "Die sind super", heißt es von einem Ehepaar, das hilflos zusieht, während die jungen Männer knietief im Schlamm stehen und schaufeln. Zum zweiten Mal binnen einer Woche muss ihr Haus von den Schlammmassen befreit werden.
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Vergangenen Sonntag hatten die Pioniere den Einsatz in Kraa eigentlich beendet, nachdem schon vor einer Woche eine Mure den Afritzer Ortsteil heimgesucht hatte. "Die Häuser waren im Großen und Ganzen wieder sauber", sagt Ertl. "Wir wollten nur noch einige Bäume entfernen, die für Verklausungen gefährlich gewesen wären." Dazu ist es nicht mehr gekommen. Nun gehe es wieder von vorne los. Die Pioniere stehen seit sechs Wochen im Unwetter-Dauereinsatz, meint Ertl.

Der Personaleinsatz werde mindestens 14 Tage dauern, schätzt der Kommandant. Das schwere Gerät dürfte noch deutlich länger benötigt werden. Bürgermeister Linder rechnet mit monatelangen Aufräumarbeiten. Schätzungen des Gesamtschadens seien noch nicht möglich.

Verbauung zugesagt

Nach dem Unwetter vor einer Woche hatte die Gemeinde vorgewarnt. Zahlreiche Bewohner verbarrikadierten ihre Zugänge. Viele Häuser blieben zumindest im Inneren frei von Schlamm. Gute Nachrichten für die geplagten Afritzer kommen aus Wien: Das Landwirtschaftsministerium habe zugesagt, wenn möglich noch heuer mit der Verbauung des Bärenbachs zu beginnen. "Das wird ein Millionenprojekt, das auch die Gemeinde finanziell fordern wird", sagt Linder.