Chronik/Österreich

Tochter misshandelt - Mann in Salzburg gefasst

Im deutschen Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach hat die heimische Polizei nun einen Mann in Salzburg gefasst. Der 34-Jährige ist einschlägig vorbestraft und gestand bereits, im Tatzeitraum 2019 seine damals vierjährige Tochter sexuell misshandelt und die Taten gefilmt zu haben. Auf die Spur des Täters waren die heimischen Ermittler nach einem Hinweis der internationalen Sonderkommission (BAO) Berg in Köln gekommen, die in dem Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach ermittelt.

Der Fall war im Oktober 2019 medial bekannt geworden und hatte sich immer mehr ausgeweitet. Die Verdächtigen sollen meist die eigenen Kinder oder Stiefkinder sexuell missbraucht, die Taten gefilmt und über Handychats getauscht haben. Die Polizei richtete daher die Sonderkommission (BAO) Berg ein. Bereits im Jänner 2020 gab es Hinweise, dass auch zumindest ein Österreicher in den Fall involviert sein dürfte. Nun wurde der 34-Jährige in Salzburg gefasst.

Lange Ermittlungen

Nach dem Tipp der deutschen Behörden übernahm das Referat für Sexualstraftaten und Kinderpornografie im Bundeskriminalamt den Fall. Umfangreiche Ermittlungen führten nach rund einem Jahr zu dem Verdächtigen, der in Salzburg lebte und Vater eines zum Tatzeitpunkt vier Jahre alten Mädchens war. 2019 hatte er in einem Chat mit einem deutschen Täter, der inzwischen rechtskräftig zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Jahren mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt wurde, die Missbrauchshandlungen dokumentiert und Fotos hochgeladen.

Der Beschuldigte in Salzburg ist einschlägig vorbestraft. Eine Anklage der Staatsanwaltschaft Salzburg steht laut Bundeskriminalamt noch aus. Elena Haslinger, die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Salzburg, bestätigte am Freitagnachmittag, dass gegen den 34-Jährigen ein Ermittlungsverfahren geführt werde. Der Mann sei aber nicht in Untersuchungshaft, sondern befinde sich auf freiem Fuß.

Kooperation

Er sei bereits im Jänner 2021 wegen des Besitzes von Kinderpornos zu drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Außerdem sei die Weisung erfolgt, dass er eine Psychotherapie weiter in Anspruch nehme. Mutter und Kind seien inzwischen vom Verdächtigen getrennt, weshalb keine Wiederholungsgefahr bestehe. Zudem handle es sich um einen einzigen Vorwurf, bei dem es sich nicht um schweren sexuellen Missbrauch eines Unmündigen handle und der etwa zwei Jahre zurückliege.

„Wie wichtig die internationale Kooperation speziell in diesem höchst belastenden Arbeitsbereich der Kriminalpolizei ist, wurde in diesem Ermittlungsfall wiederum klar sichtbar“, sagte der zuständige Referatsleiter im Bundeskriminalamt, Chefinspektor Jürgen Ungerböck.

330 Tatverdächtige

Der Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach ist eines der abscheulichsten derartigen Verbrechen, die in jüngerer Vergangenheit aufgeflogen sind. In einer Zwischenbilanz im Jänner dieses Jahres betonte die Sonderkommission, dass seit der Übernahme der landesweiten Ermittlungen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern sowie des Besitzes und der Verbreitung kinderpornografischer Inhalte am 30. Oktober 2019 52 missbrauchte Kinder befreit und 330 Tatverdächtige identifiziert wurden. Zehn Männer sind inzwischen zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt worden, zwei Urteile sind bereits rechtskräftig.

Sieben Beschuldigte saßen im Jänner in Nordrhein-Westfalen in Untersuchungshaft. Die BAO Berg hat sieben Verfahren nach Österreich, Frankreich, Finnland, Schweden, in die Schweiz und in die Niederlande abgegeben.