Mein G'schäft: Mit dem richtigen Riecher zu schöner Haut
Von Jeff Mangione
Wer das Geschäft mit den schönen, großen industriell anmutenden Fenstern betritt, dem kommt ein angenehmer Duft entgegen. Aber was man da genau riecht, kann man nicht sagen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass in den dunklen Holzregalen an der Wand fast 70 verschiedene Seifen-Sorten zum Verkauf angeboten werden.
Erst vor knapp einem Jahr hat Sonja Baldauf mit ihrer „Wiener Seife“ das Geschäftslokal bezogen, davor verkaufte sie zwölf Jahre lang ihre Produkte aus dem Souterrain ein Haus weiter. Bis 2011 wurden dort auch die Seifen hergestellt, mittlerweile wird in einem kleinen Raum gegenüber produziert.
Das ganze klingt nach einer klassischen Erfolgsgeschichte, dabei ist die Geschichte, wie Sonja Baldauf und ihr Mann zu ihrem Geschäft kamen, eine ziemlich ungewöhnliche.
2004 sah Baldauf einen Fernsehbeitrag über den Stadlauer Seifensieder Friedrich Weiss. Sie war davon so beeindruckt, dass sie über Nacht komplett auf Seife umstieg. Das heißt: kein Duschgel mehr, kein Haarshampoo, auch keine Zahnpasta, nur noch Seife.
Und auch dabei blieb es nicht: Die gebürtige Vorarlbergerin Baldauf beschloss, in der Schweiz ein Geschäft mit den Seifen von Friedrich Weiss zu eröffnen. Dazu kam es allerdings nie. 2006 ist der Seifensieder ganz plötzlich gestorben. Sonja Baldauf wollte ihren Traum aber nicht begraben.
Sie zog mit ihrem Mann Christoph Hegglin nach Wien, um das Seifenhandwerk weiterzuführen. Die Sorte Elisabeth hat sie davon überzeugt. Im gleichen Jahr gründete sie die „Wiener Seife“, ihr Mann erlernte das Handwerk des Seifensieders und sie begannen, nach der Originalrezeptur von Friedrich Weiss Seifen herzustellen.
Zuständig für das Seifensieden ist Christoph Hegglin. Das Herstellungsverfahren ist natürlich streng geheim, ein kleinen Einblick gewähren Baldauf und Hegglin aber: Die Grundmasse jeder Seife besteht aus einem Teil Lauge sowie einem Teil Fett. Je nach Sorten werden dem Gemisch Öle, Extrakte und/oder Düfte beigemengt.
Das ganze wird dann in einem Kessel kalt gerührt, das heißt, ohne zu erhitzen. Sobald die Seife in der Form hart geworden ist, muss sie in kleine Stücke geschnitten werden, die schließlich per Hand verpackt werden.
5 Schritte, 1 Seife
Jede Seife wird in fünf Arbeitsschritten und sieben Handgriffen hergestellt: Zunächst beim Rühren der Seife, dann beim Schneiden, Verpacken, Einlagern und schließlich, wenn sie dem Kunden übergeben wird.
Mittlerweile werden Sonja Baldauf und Christoph Hegglin von 14 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unterstützt. Sie beraten die Kunden im Geschäft, helfen in der Produktion mit und betreuen den Online-Shop.
Im Geschäft wird jeder Kunde beraten, die Wiener Seifen sind nämlich vielfältig einsetzbar. Neben den klassischen, die lediglich zum Händewaschen benutzt werden, gibt es auch Seifen für Haare, Gesicht, den Körper und und die Zähne. Auch Zubehör wie Zahnbürsten oder Rasierpinsel werden verkauft.
Die bei den Kunden beliebteste der 70 verschiedenen Seife ist übrigens die Salzseife. Sonja Baldauf weiß auch, warum das so ist: „Die Salzseife ist universal einsetzbar und sorgt für eine ganz weiche Haut.“
Und um zum Schluss alles gut verstauen zu können, gibt es auch das passende Papier-Sackerl dazu.
Zwei Geschäfte in Wien
„Wiener Duft“ oder „Blaue Donau“ heißen die Seifen, die Sonja Baldauf und Christoph Hegglin in ihrem Geschäft in der Hintzerstraße 2 verkaufen (je nach Sorte zwischen 8 und 15 Euro). Sogar für Hunde gibt es Seife. Erhältlich ist das alles auch in der Filiale in der Herrengasse 6-8 oder im Online-Shop. www.wiener-seife.at
Text: Melanie Baumgartner