Chronik/Österreich

Kurz vor Ablauf des Bescheids sollen die Bauarbeiten für neues Kraftwerk starten

Für die steirischen Grünen steht fest: „Dieser Protest wird nicht der letzte sein“, glaubt Klubobfrau Sabine Jungwirth. Sie will mit dem WWF „drohende Naturzerstörung“ verhindern: An der Schwarzen Sulm, einem Nebenfluss der Mur in der Weststeiermark, ist ein Wasserkraftwerk geplant. Es liege im EU-geschützten Natura 2000-Gebiet und sei daher nicht bewilligungsfähig, deponieren die Kritiker.

Allerdings hat das Projekt von Alfred Liechtenstein und Forstwirt Peter Masser alle rechtliche Instanzen durchlaufen. Alle nötigen Bescheide liegen vor. Am Mittwoch sollten die Bauarbeiten an dem 20-Millionen-Euro-Vorhaben starten: Mit 18 bis 20 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erreicht es die halbe Leistung der ebenfalls umstrittenen Staustufe Graz-Puntigam.

Projektsprecher Thomas Stelzl beteuert, es werde nichts zerstört. Er nimmt die Proteste an der Baustelle mit Humor. „Alle verstehen sich gut, der Herr Masser steht nicht am Marterpfahl, man lacht beim Kaffee.“

Plötzlich meldete der WWF jedoch „Baustopp“: Ein Grundbesitzer habe einen Weg nicht freigegeben. Das sei eine Chimäre, kontert Stelzl: Ein Bagger sei zu weit auf dem Grund eines Bauern gestanden, deshalb sei für diesen einen Tag nicht viel gearbeitet worden. „Heute geht es weiter.“ Wie auch mit der nächsten Demo.

Vor zehn Jahren wurden die Pläne eingereicht, von der zuständigen Abteilung im Land kam ein positiver Bescheid. Gegen den wurde 2007 Beschwerde eingelegt, allerdings von unerwarteter Seite vom Umweltlandesrat. Hans Seitinger, ÖVP, ließ gegen den Bescheid des SPÖ-Vorgängers berufen.

Frist bis Ende Juli

Das zog sich durch die Instanzen, bis der Verfassungsgerichtshof im April den Schlussstrich zog: Eine Landesregierung beruft gegen einen selbst erteilten Bescheid? Das sei nicht möglich, Beschwerde abgewiesen, Bescheid gültig. Für die Projektwerber drängte unterdessen die Zeit, weil der Bescheid ein Ablaufdatum hat: Juli 2013 die Bauarbeiten müssen vor Fristende beginnen.

Doch auch Brüssel spielt mit: Nach einer Beschwerde über das Projekt ist eine Reaktion der Landesregierung nötig. Laut WWF drohen Österreich ein EU-Vertragsverletzungsverfahren und eine Strafe von 60 Millionen Euro. Das seien bloß „markige Sprüche“, kontert Projektsprecher Stelzl. Von einer Klage sei man noch weit entfernt.

Nach zehn Minuten war es vorbei: Der 100 Meter hohe Kühlturm des ehemaligen Braunkohlekraftwerks fiel in sich zusammen. Voitsberg hat seit Mittwoch ein weithin sichtbares Wahrzeichen weniger.

2006 wurde das Dampfkraftwerk stillgelegt. Pläne, es als Steinkohlekraftwerk wiederzubeleben scheiterten. Heuer kaufte die Porr Umwelttechnik das Areal und entschied, die Anlage abzureißen. Begonnen wurde mit dem Kühlturm: Er wurde nicht gesprengt, sondern mit Stahlseil und Bagger zum Einsturz gebracht. Es wurden Schlitze in den Mantel gefräst und ein Stahlseil herumgewickelt,danach zog ein großer Bagger an.

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7000 Tonnen Material krachten in sich zusammen, etwa zehn Prozent davon sind Altmetall, das wiederverwertet wird. Auch die Betonbrocken sollen recycelt werden.

Offen ist noch, was mit dem Areal passiert. Bürgermeister Ernst Meixner, SPÖ, hofft auf einen Industriepark auf dem 250.000 Quadratmeter großen Gelände. Zuvor müssen aber noch das Kesselhaus und der 180 Meter hohe Schlot weichen.