Chronik/Österreich

Kunstprojekt begleitet 100 Jahre Kärntner Volksabstimmung

„Brücken bauen – Gradimo mostove“ - die slowenische Übersetzung.

Die aktuell größte Kunst-Intervention im öffentlichen Raum in Europa steht in Kärnten. Es ist ein zweisprachiges Kulturprojekt, das gemeinsam mit den vorhandenen technischen Bauwerken über die Drau das Verbindende über das Trennende stellen soll.

Über 120 Kilometer entlang des größten Flusses in Kärnten, bespielt die Kunst 12 Brücken und drei Wasserkraftwerke. Erinnern soll das ganze an die Kärntner Volksabstimmung und an das 100-Jahr-Jubiläum eben dieser. 1920 hatten sich 51 Abstimmungsgemeinden für den Verbleib bei Österreich ausgesprochen. Die Alternative wäre die Monarchie Jugoslawien gewesen.

Nach der Niederlage:
Der Vertrag von Saint-Germain zwischen Österreich und den Siegermächten des Ersten Weltkriegs von 1919 sah vor, dass in mehreren  Gebieten Volksabstimmungen stattfinden sollten. Um  Ansprüche, auf Kärnten sicherzustellen  und noch vor einem Friedensvertrag  für klare Fronten zu sorgen, fielen am 5. November 1918 Truppen des Königreichs Jugoslawien (SHS) ins Rosental und  ins untere Gailtal ein

Kärntner Abwehrkampf:
Am 5. Dezember 1918 beschloss die provisorische Kärntner Landesregierung  den bewaffneten Widerstand gegen ein weiteres Vordringen der SHS-Truppen

Die Abstimmung:
Am 10. Oktober 1920 fand eine Volksabstimmung im Grenzgebiert von Südkärnten statt, in dem die slowenischsprachige Volksgruppe ca. 70 % der Gesamtbevölkerung ausmachte: 59,04 % der Stimmen waren für Österreich

Brücke über die Grenze

„Vor Jahren wäre ich für so ein Projekt noch geteert und gefedert worden,“ sagte Gerhard Leeb, Projektinitiator. Für ihn war die Initialzündung für die Mission Brückenschlag die Auseinandersetzung zwischen den beiden prägenden Kulturen in Kärnten. „Andere Kulturen waren für mich immer etwas Bereicherndes und nicht etwas, vor dem man Angst haben muss,“ erklärt der Kärntner.

Seit 2010 hat sich für den Initiator die Stimmung zwischen der slowenischen und der deutschen Volksgruppe geändert. „Es folgten Meilensteine, wie die Lösung des Ortstafelkonflikts und der Bachmann Preis an Maja Haderlap, welche als erste Slowenisch sprechende Kärntnerin die Auszeichnung für einen Text auf Deutsch bekommen hat.“

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Grenzen sind für Leeb in Kärnten stets durch die Köpfe gezogen worden. Bestes Beispiel dafür ist ein Zufall rund um das Projekt auf der Brücke in Dravograd in Slowenien. Dort sind zwei Künstler zuständig. Einer ist Österreicher und einer ist Slowene. Würde man ihre Pässe aufschlagen, heißt der Slowene Feliks Frühauf, der Österreicher Helmut Blazej. Dass die Spannungen auf beiden Seiten vorhanden waren, wird einem auch am Beispiel von Feliks Frühauf klar. „Sein Vater wurde von den Partisanen wegen seines Namens verfolgt – und das auf slowenischer Seite,“ erzählt Leeb.

Dass das Projekt in Dravograd in Slowenien stattfinden kann, war für Leeb eine Überraschung. „Slowenien schreibt und lehrt die Geschichte zum 10. Oktober 1920 völlig anders, als wir es in Österreich tun. In Slowenien ist der 10. Oktober aufgrund der territorialen Verluste, ein Trauertag.“

Die Amtleiterin der Grenzgemeinde Neuhaus brachte Leeb auf die Idee, einen Termin mit der Bürgermeisterin von Dravograd auszumachen.“ Der Satz, der die Ortschefin überzeugte: „Wir sind nicht für die Handlungen unserer Großväter verantwortlich,“ erzählt Leeb.

Ein grenzübergreifender Brückenschlag.