Chronik/Österreich

Aktion „scharf“ zu Halloween

Süßes oder Saures?“ Das fordern die Kinder und Jugendlichen, wenn sie Donnerstagnachmittag bei fremden Häusern läuten. Diese Aussage trifft ziemlich auch die Meinung der Österreicher zu Halloween (siehe Umfrage) – obwohl die wachsende Mehrheit das Kürbisfest süß findet und die saueren Gegner weniger werden.

Für die Polizei herrscht jedenfalls höchste Alarmbereitschaft. Im ganzen Land sind verstärkt Streifen unterwegs. „Auch wird es einige Planquadrate in Wien geben, vor allem in der Innenstadt. Zahlreiche Kräfte werden unterwegs sein“, sagt Polizeisprecher Johann Golob. Ähnliche Ankündigungen gibt es auch für andere Städte. Wiener Neustadt etwa setzt sechs Beamte mehr ein als an normalen Tagen.

Anzeigenflut

Im Vorjahr gab es in der Krawallnacht landesweit 650 Anzeigen, die Hälfte davon wegen Sachbeschädigung, ein knappes Viertel wegen Körperverletzungen. Das berichtet das Innenministerium in einer parlamentarischen Anfrage der SPÖ. Auch „Don’t drink and drive“ scheint zu Halloween nicht sehr weit verbreitet zu sein. Das Ministerium registrierte im vergangenen Jahr rund 360 Promille-Verkehrsunfälle mit zwei Toten und 100 Schwerverletzten. Auch zwölf Polizisten wurden bei Einsätzen – vor allem mit Raufbolden – verletzt, die Hälfte davon in Wien.

Doch die Bundeshauptstadt ist nicht das Epizentrum der üblen Streiche. „Im Vorjahr war es sehr ruhig“, berichtet Golob. 43 Anzeigen waren die Wiener Bilanz. Fast vier Mal so viele gab es in Niederösterreich, auch Oberösterreich und die Steiermark sind beim Kürbis-Fest schlagkräftig mit dabei. Wirklich ruhig und gesittet ging es nur im Burgenland zu, glaubt man der Polizei-Statistik.

Eier werfen und Zahnpasta an die Türklinke schmieren gehören da noch zu den eher harmloseren Sachen. Folgen gibt es aber, wenn Briefkästen zerstört oder Türschlösser zugeklebt werden. Übrigens können auch die Eltern mitschuld sein, wenn sie ihre Aufsichtspflicht verletzten. Zu beachten sind natürlich auch die Ruhezeiten. In Österreich gibt es keinen einheitlichen Strafrahmen: „In Wien kann bei Ruhestörung die Strafe bis zu 700 Euro ausmachen, in Niederösterreich 1000 und in Tirol sogar 1450 Euro“, erklärt Ingo Kaufmann von der D.A.S.-Rechtsschutzversicherung. In der Steiermark werden heuer erstmals Organmandate verhängt.

Millionengeschäft

Mit der Beliebtheit steigen natürlich auch die Umsatzzahlen der Geschäfte. Allein die Wiener werden heuer elf Millionen Euro für Naschsachen und Kostüme ausgeben, rechnet die Wirtschaftskammer. Auch Diskotheken und Nachtclubs setzen verstärkt auf den Halloween-Trend. Allein in Wien gibt es rund 30 große offizielle Partys. Vom U4 bis zum Praterdome, vom WUK bis zum Club Couture wird die Nacht zum Tag gemacht.

Nur im Palais Eschenbach setzt man auf ein Alternativprogramm – unter dem Motto „Weltsparnacht“ wird dem Weltspartag gedacht. Denn tatsächlich hat der 31. Oktober zahlreiche Feierlichkeiten zu bieten. Auch die Protestanten feiern ihren Reformator Martin Luther, die Katholiken begehen den Wolfgangtag.

Kostümideen zu Halloween

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Irrtum

Viele glauben, dass Halloween aus den USA stammt. Tatsächlich ist es die Kurzform des Abends vor dem Allerheiligentag („All Hallows Eve“) und kommt aus Irland. Die Ursprünge reichen bis zu den Kelten zurück. Irische Einwanderer brachten das Fest in die USA.

Rübe statt Kürbis

Eigentlich gehört zur Urtradition eine Rübe. Mit dieser fand laut Sage der Bösewicht Jack Oldfield den Weg zurück aus der Hölle. Da es in den USA viele Kürbisse gab und diese leichter auszuhöhlen waren, trat der Kürbis in denMittelpunkt. Beleuchtet heißt er deshalb Jack O’Lantern. Kritik an dem Fest kommt von den Kirchen. Die Katholiken kritisieren den Krawall vor dem ruhigen Allerheiligentag, bei den Protestanten wird am 31. 10. eigentlich der Reformationstag gefeiert.

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Kein anderes Fest scheidet die Geister so wie Halloween. Das bestätigt auch eine aktuelle Marktagent-Umfrage. Mehr als die Hälfte der Befragten sieht eine unnötige Übernahme von amerikanischen Sitten. Zwei von fünf Österreichern haben sogar eine stark negative Einstellung. Allerdings sinkt die Zahl der Gegner von Jahr zu Jahr. Bei den Jüngeren ist die Lage natürlich anders: 52,1 Prozent der Unter-30-Jährigen mögen Halloween. Immerhin zwei von drei Österreichern geben Süßes her, wenn an ihre Türe geklopft wird. 22 Prozent machen nicht auf, sieben Prozent schicken die Kinder weg.