Keine Massenspektakel möglich: Es bleibt noch still im Land
„Wir haben bis zuletzt darum gekämpft und jedes mögliche Szenario durchgespielt“, beschreibt Karl Katoch die Planung der vergangenen Wochen. „Aber am Ende bleibt uns nur die Absage.“ Das Erzbergrodeo unter Enduro-Fahrern seit Jahrzehnten als härtestes Motorradrennen der Welt bekannt und beliebt kann auch heuer nicht starten, coronabedingt. Plangemäß hätte es Mitte Juni stattfinden sollen.
Die Öffnungsschritte der Bundesregierung ab Mittwoch, 19. Mai, geben das aber nicht her. Sie bremsen gewisse Großveranstaltungen aus Sicherheitsgründen noch ein: Dazu zählen jene, die keine fixen Sitzplätze vergeben können, darunter das Erzbergrodeo, das alljährlich bis zu 50.000 Menschen nach Eisenerz in der Obersteiermark zieht. Allein die Motorradfahrer und ihr Begleittross sind zahlenmäßig mit an die 6.500 Personen größer als die Stadt an Einwohnern hat, das sind um die 4.300.
Für die 1.500 Motocrossfahrer ist das Rodeo Herausforderung und Spaß, für die Stadt ein Geschäft doch die Öffnungsverordnung erlaubt Veranstaltungen ohne zugewiesene Sitzplätze nur mit maximal 50 Teilnehmern. „Die Einhaltung der neuen Bestimmungen und Richtlinien macht eine Durchführung des Erzbergrodeos heuer nicht möglich“, bedauert Katoch, Organisator und Erfinder des Spektakels. „Wir schauen jetzt in die Zukunft und richten unsere volle Konzentration auf 2022.“
Kein Blumenfest
Katoch ist nicht der einzige, der 2021 veranstaltungsmäßig bereits abschreiben musste. Schon Anfang März winkten die Veranstalter des Narzissenfestes im Ausseerland ab, das Ende Mai stattfinden hätte sollen. „Man kann nicht guten Gewissens über ein Frühlingsfest reden, wenn alles andere zugesperrt ist“, begründete Obmann Rudolf Grill damals. Das Fest 2020 fiel ebenfalls aus.
Auch wenn jetzt vieles wieder aufsperrt das Blumenfest mit Boots- und Autokorso fällt mit seinen bis zu 15.000 Besuchern zwischen Bad Aussee und Altaussee ebenfalls nicht unter jene Veranstaltungen, die die Öffnungsverordnung erlaubt: In Gebäuden sind maximal 1.500 Zuschauer erlaubt, im Freien maximal 3.000 allerdings nur, wenn es zugewiesene Sitzplätze für jeden einzelnen gibt. Das 61. Narzissenfest wurde nun für 26. bis 29. Mai 2022 festgelegt.
Erst im August wäre der Villacher Kirtag auf dem Programm gestanden, bis dahin sind weitere Lockerungen des Bundes wahrscheinlich. Doch sie dürften Großveranstaltungen auch später im Sommer nahezu unmöglich machen. Vereinsobfrau und Vizebürgermeisterin Gerda Sandriesser zog vorsorglich bereits Anfang dieses Monats die Reißleine: „Die Vorgaben der Bundesregierung sind eindeutig, Veranstaltungen mit Tausenden Besuchern sind weiterhin nicht möglich.“ Doch oberstes Ziel sei die Gesundheit der Menschen. „Die Absage ist alternativlos“, bedauert Sandriesser. Mit bis zu 500.000 Besuchern ist der Villacher Kirtag die größte Brauchtumsveranstaltung Österreichs.
Keine Musikfestivals
Rund 180.000 Fans zieht es alljährlich dagegen nach Salzburg, jedenfalls in normalen Jahren: Doch auch das Electric Love Festival auf dem Salzburgring wurde von den Organisatoren schon abgesagt. Es wäre von 8. bis 10. Juli durchgeführt worden. „Es ist leider der Moment gekommen, an dem wir ein weiteres Mal erkennen müssen, dass das Electric Love, wie wir es alle kennen und lieben, nicht stattfinden kann, begründete Veranstalter Manuel Reifenauer. „Trotz Fortschritten im Kampf gegen die Pandemie sind Veranstaltungen in dieser Dimension für Juli 2021 de facto ausgeschlossen.“
Das gilt auch für das Nova Rock im Burgenland. Rund 220.000 Besucher wurden für das von 2. bis 5. Juni geplante Musikfestival erwartet. Veranstalter Ewald Tatar hat jedoch bereits vor der politischen Ankündigung von Lockerungen „schweren Herzens eine Entscheidung getroffen“, wie er betonte: Das Nova Rock wurde für heuer abgesagt, die Neuauflage ist von 9. bis 12. Juni 2022 vorgesehen.