„Ein Paradies, nur Rehe und Ruhe“
Von Niki Nussbaumer
Wenn es ein verschlafener 1500-Einwohner-Ort tagelang in die nationalen Medien schafft, muss schon etwas Besonderes passiert sein. Im Fall von Hüttau etwas besonders Tragisches.
Die Mure kam am Vormittag des 2. Juni. Im Trieggraben hatte sich der Bach durch Holz und Treibgut verklaust; binnen Minuten wälzte sich eine gewaltige Schlammlawine bis in den Ort, drang in Wohnungen ein und schluckte Autos und Teile von Gebäuden. 40 Bewohner mussten evakuiert werden, einige konnten bis heute nicht in ihre Häuser zurückkehren.
Das Leben geht weiter
Einen Monat später erinnert – bis auf eine Hausruine – äußerlich nichts mehr an die Katastrophe. Im Ort wächst nach der Verzweiflung wieder die Zuversicht; auch die Arbeiten an einem Murenbrecher im Trieggraben sollen bald beginnen.
Jahrhunderte lang lebten die Menschen hier vom Bergbau, das verrät schon der Name: Verhütten bedeutet, dass aus Erz Metall gemacht wird. 1869 wurde das alte Kupferbergwerk stillgelegt, seit damals ist der Tourismus die treibende Wirtschaftskraft. „Fast jedes Geschäft im Ort ist davon abhängig“, sagt Elisabeth Pfisterer vom Tourismusverband. „Wir hoffen daher auf eine gute Sommersaison.“
Hüttau im Salzburger Pongau. Kirche, Kaufhaus, Kriegerdenkmal. In manche Orte fährt man, weil dort besonders viel los ist. Bei Hüttau ist es genau umgekehrt. Zwei, drei Gasthäuser, ein Café-Pub, das ist alles. Nach Hüttau kommen Ruhesuchende, Familien und Ältere. Großteils Stammgäste aus Österreich, Deutschland und den Niederlanden, die hier oft schon seit Generationen Urlaub in Pensionen und Privatzimmern machen. Denn Hüttau ist günstiger als die benachbarten Tourismusorte Altenmarkt, Flachau oder Radstadt. 47.000 Nächtigungen zählte man 2012 im Ort, 18.000 davon im Sommer.
Heuer werden es weniger sein, denn das Hotel Hubertushof, einer der drei größten Beherbergungsbetriebe, wurde von dem Hochwasser besonders hart getroffen. Eineinhalb Meter hoch stand der Schlamm im Erdgeschoß des Hauses und zerstörte Speisezimmer, Stüberl, Rezeption, Küche, Bar und Gästezimmer. Noch immer steht das Hotel leer, noch immer laufen die Trockner auf Hochtouren, noch immer weiß Chef Hubert Mann nicht, ob er jemals wieder aufsperren wird. „Ich bin 50 – soll ich mir das noch antun?“
Gert Coolen aus Maastricht nahm sich für eine Nacht ein Zimmer im Gasthaus Dorfstubn. Der Niederländer ist auf der Durchreise nach Kroatien – und Hüttau liegt nahe der Autobahn. „Schön schaut es hier aus“, sagt er und düst in den Süden.
Almwandern
Bisher erschienen:
Nach der Flut hofft die Wachau auf Gäste
Kössen: "Urlauber sollten jetzt erst recht kommen"
Oberndorf: Wo „Stille Nacht“ erstmals erklang
Wer schnell hilft, hilft doppelt“, sagt Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung. Und in diesem Sinn will auch der KURIER jene Tourismusregionen ins Blatt rücken, die vom vergangenen Unwetter besonders getroffen wurden.
Das Wasser und der Schlamm sind längst wieder weg, das große Aufräumen ist abgeschlossen und die Gemeinden haben sich wieder herausgeputzt. Sie freuen sich auf ihre Gäste. Etliche warten auch mit speziellen Aktionen auf.
Der KURIER stattet einigen Regionen einen Besuch ab – und will damit Lust auf Urlaub in der Heimat machen.
„Urlaub so nah“ – wie auch der Titel der Serie sagt. Denn: Was die Regionen und Betriebe nach der Katastrophe brauchen, sind vor allem Gäste.
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