Bruder und Mutter getötet: Mann richtete sich danach selbst
Von Petra Stacher
"Ich habe meinem Bruder und meiner Mutter etwas angetan" - Mit diesen Worten ging am Dienstag gegen 7.15 Uhr bei der steirischen Polizei ein Notruf ein. Sofort rückten die Einsatzkräfte zum mutmaßlichen Tatort im Grazer Bezirk St. Leonhard aus. Sie kamen jedoch zu spät: Der 58-Jährige und die 81-Jährige konnten nur mehr tot in der Wohnung eines Mehrparteienhauses aufgefunden werden. So auch der mutmaßliche Täter.
"Nach derzeitigem Ermittlungsstand hat der 60-Jährige seine Mutter und seinen Bruder, mit denen er gemeinsam in der Wohnung gelebt hat, umgebracht und Suizid begangen", heißt es von Polizeisprecher Fritz Grundnig auf KURIER-Anfrage. Dass er sich selbst etwas antun werde, habe der Anrufer bereits im Notruf erwähnt. "Wir gehen deshalb davon aus, dass es der mutmaßliche Täter selbst war, der den Notruf abgesetzt hat."
Zur Sicherheit wurden beim Eintreffen der Polizei mehrere Straßenzüge im Bereich der Leonhardstraße-Merangasse abgeriegelt. Auch der Öffi-Verkehr in diesem Bereich war vorübergehend unterbrochen, falls der Täter flüchtig gewesen wäre. Eine Gefahr für Passanten habe nicht bestanden. Das Einsatzkommando Cobra sei schließlich in die Wohnung im ersten Stock vorgedrungen und habe die drei Toten entdeckt. Der jüngere Bruder und die Mutter wurden jeweils in ihren Betten aufgefunden. Sie könnten im Schlaf getötet worden sein, eine Bestätigung dafür gibt es aber noch nicht.
Der mutmaßliche Schütze wurde am Küchentisch sitzend entdeckt, er hatte sich selbst erschossen.
Tatwaffe sichergestellt
"Zum genauen Tathergang können wir noch nichts sagen. Wir sind gerade bei der Spurensicherung", so Grundnig. Auch das Motiv sei noch völlig unklar. Amtsbekannt sei die Familie bei der Polizei nicht gewesen. Ob es einen Abschiedsbrief oder ein ähnliches Schriftstück gebe, konnte vorerst nicht eruiert werden. Bereits sichergestellt konnte hingegen die Tatwaffe werden. Es handelte sich um einen Revolver, den der Mann legal besaß. In der Wohnung waren auch mehrere Langwaffen - unter anderem ältere Jagdflinten - aufbewahrt, sie waren ordnungsgemäß versperrt.
Weitere Informationen erhofft sich die Polizei nun aus Ermittlungen im Umfeld, sprich in der Nachbarschaft und bei Verwandten. Auch mit Ärzten und Spitälern müsse gesprochen werden, ob möglicherweise eine schwere Erkrankung vorgelegen sei.
Das neue österreichische Suizidpräventionsportal www.suizid-praevention.gv.at bietet Informationen zu Hilfsangeboten für drei Zielgruppen: Personen mit Suizidgedanken, Personen, die sich diesbezüglich Sorgen um andere machen, und Personen, die nahestehende Menschen durch Suizid verloren haben. Das Portal ist Teil des österreichischen Suizidpräventionsprogramms SUPRA des Gesundheitsministeriums.