Gegner wollen das Projekt Gletscherehe Pitztal/Ötztal endgültig begraben
Von Christian Willim
Ein wenig fühlte man sich am Dienstag im Innsbrucker Hotel Sailer an Bilder der „Pressekonferenz der Tiere“ im Jahre 1984 erinnert. Damals schlüpften prominente Gegner des Kraftwerks Hainburg in Kostüme von Vögeln und anderem Getier.
Bald 40 Jahre später hat Gerd Estermann von der Bürgerinitiative „Feldringer Böden“ in Innsbruck das „engagierte Schneehuhn Hilda“ – eine verkleidete Aktivistin – mitgebracht. Der Pensionist aus dem Oberland trommelte noch einmal für das derzeit brennendste Anliegen der Initiative. „Wir wollen erreichen, dass die Stopp-Taste gedrückt wird“, sagt der 71-Jährige.
168.000 Unterschriften
Gemeint ist damit zunächst der von den Projektbetreibern vor zwei Jahren auf Eis gelegte Zusammenschluss der Skigebiete am Ötztaler und am Pitztaler Gletscher. Über 168.000 Unterschriften gegen dieses Vorhaben, die am Freitag Vertretern der Landesregierung übergeben werden, hat die Initiative seit Herbst 2019 gesammelt.
Estermann will aber nicht nur die sogenannten „Gletscherehe“ endgültig zu Grabe tragen. Mit einem mithilfe der Liste Fritz in den Landtag eingebrachten Antrag, der im Mai behandelt wird, soll ein generelles fünfjähriges Moratorium für Erweiterungen und Zusammenschlüsse von Skigebieten erreicht werden.
„Wir sind schon ganz gespannt, wie dann das Abstimmungsverhalten ausschaut – vor allem, was die Grünen machen“, sagt Estermann, der damit Druck auf den Regierungspartner der ÖVP macht.
Tirols scheidende grüne Umweltlandesrätin Ingrid Felipe hält den geforderten Stopp rechtlich schlicht nicht für möglich und meint daher: „Ich weiß nicht, was die Initiative mit einem Bekenntnis pro oder gegen ein Moratorium, das sich nicht umsetzen lässt, möchte.“
Sie bekenne sich zu einem wirksamen Naturschutz, so Felipe. Aber man könne – und wolle vielleicht auch nicht – Unternehmern verbieten, was sie einreichen. „Selbst wenn sie Dinge tun, die ich nicht besonders begrüße.“
Landeshauptmann Günther Platter (VP) will Zusammenschlüssen keinen generellen Riegel vorschieben. „Wir haben in der Koalition die Rahmenbedingungen abgesteckt. Und das bleibt in dieser Legislaturperiode so“, sagt er.
Das Verfahren für die Gletscherehe wurde Anfang 2020 nach einem negativen UVP-Gutachten auf Antrag der Betreiber eingefroren. Während die Seilbahner auf Ötztaler Seite nach wie vor hinter dem Zusammenschluss stehen, ist unklar, ob die Partner auf der Pitztaler Seite das Vorhaben weiter vorantreiben wollen.
Kaum Chancen
Tirols Landesumweltanwalt Walter Tschon sieht die Chancen für das Projekt „gegen Null“ gehend. Infrage steht, ob vor Jahren erstellte Gutachten überhaupt noch die Realität abbilden. Denn der Klimawandel nagt an den Gletscherflächen. Dort wo laut Plänen Pisten über Eis verlaufen sollten, „ist heute der blanke Fels“, sagt Estermann dazu.