Von 200-Kilo-Felsbrocken getroffen: Ärzte kämpften tagelang um Leben eines Zehnjährigen.
Christoph schaltet seinen dunkelblauen Nintendo 3DS ein. Als sein Lieblingssong „Gangnam Style“ aus der tragbaren Spielkonsole ertönt, ist der Zehnjährige nicht mehr zu halten. Er beginnt in der Küche des elterlichen Hauses in Reichraming (OÖ) ausgelassen zu tanzen – so wie es der Sänger des Nummer-eins-Hits, der südkoreanische Rapper Psy, macht.
Christoph hat den Nintendo zum Geburtstag bekommen – am 31. Oktober, drei Tage, nachdem er von einer vierwöchigen Reha in der Klinik Wilhering bei Linz zurückgekommen ist. „Mein Sohn ist heute so weit, dass er wieder fast alles machen darf. Ihm geht es gut. Ich habe trotzdem ständig Angst, dass ihm erneut was zustößt“, sagt Tamara Kotek, seine Mutter. Und hat dabei Tränen in den Augen. Dass er seinen 10. Geburtstag feiern konnte, grenzt an ein Wunder.
Schädelbruch
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21. Juli 2012: Der Volksschüler besucht mit seinen Eltern ein Ritterfest auf der Burg Hochosterwitz in
Kärnten. Es regnet stark. Christoph, er ist als Knappe verkleidet, läuft trotzdem quietschvergnügt im Freien herum. Plötzlich löst sich ein 200-Kilo-Felsbrocken, der den Buben mit voller Wucht trifft. Christoph erleidet einen doppelten Schädelbasisbruch, mehrere Rippen gehen kaputt, außerdem bricht er sich beide Beine. Im
Klinikum Klagenfurt wird er in künstlichen Tiefschlaf versetzt. „Die Ärzte haben tagelang um sein Leben gekämpft. Kritisch war es vor allem, als seine Lunge kollabiert ist“, sagt sein Vater Jürgen, der für das neue Jahr nur einen Wunsch hat: „Ich will nie mehr so etwas Schlimmes erleben.“
Christophs Unfall hat das Familienleben der Koteks kräftig durcheinandergewirbelt. Mutter Tamara gab ihren Job bei der Hauskrankenpflege Vita Mobile auf. „Ich will meinen Sohn keine Sekunde allein lassen.“ Ob sie jemals wieder arbeiten wird? „Keine Ahnung. Momentan habe ich nicht die Nerven dazu.“
Riesige Torte
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Christoph gehe es gut, er brauche aber nach wie vor Physio- und Ergotherapie und sei vom Turnunterricht befreit. „Ihm fehlt die Kraft in den Beinen. Er wird rasch müde“, erzählt
Tamara Kotek. Im November ist die Familie nach
Kärnten gefahren, um sich bei allen Helfern zu bedanken – mit einer riesigen Torte, auf der ein Marzipan-Hubschrauber platziert war. „Die Konditorin hat den ÖAMTC-Helikopter nachgebaut, der meinen Sohn ins Spital geflogen hat.“ An den Felssturz denkt Christoph nur noch selten, dafür hat er jetzt umso mehr mit seinem neuen Laptop zu tun, den er zu
Weihnachten bekommen hat. Seinen
Lieblingssong „
Gangnam Style“ hat der Zehnjährige natürlich bereits darauf gespeichert.