Chronik/Österreich

Erste Zugfahrt durch den Koralmtunnel: Der KURIER war dabei

Die Heilige Barbara ist Steirerin. Zumindest an diesem Ort. Dem sogenannten Querschlag 33, einer Art Fluchtweg, der von der Südröhre des Koralmtunnels zur 900 Meter langen Nothaltestelle - einer Sicherheitsmaßnahme in der Tunnelmitte - führt.

In acht Minuten soll es ab Dezember 2025 im schnellsten Fall durch den sechstlängsten Bahntunnel der Welt gehen. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 250 km/h.

Am Montag sind es 27 Minuten, die der Dieselzug mit gemächlichen 40 km/h vom neuen Bahnhof in St. Paul im Lavanttal bis zur Heiligen Barbara braucht. Wohlgemerkt schon steirisches Hoheitsgebiet. Oberleitung gibt es im Tunnel der Superlative noch keine, darum die Anreise im Cityjet.

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100 Ehrengäste

Hinter Glas wird die Schutzpatronin der Tunnelbauer dafür Zeugin eines besonderen Moments: Auf weiß gedeckten Tischen werden rund 100 Ehrengästen Brötchen und kalte Erfrischungen gereicht. Der Anlass ist ein historischer: Am Montag durchquerte der erste Personenzug den 32,9 Kilometer langen Koralmtunnel.

„Ich bin mir der Geschichtsmächtigkeit dieses Moments bewusst. Wir bringen zwei Regionen zusammen“, betonte Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sichtlich stolz vor Abfahrt des Zuges auf Kärntner Seite.

Sein steirischer LH-Kollege Christopher Drexler (ÖVP) ging sogar noch einen Schritt weiter: „Das ist ein historischer Tag. Damals, als das Projekt begann, hatte es ja fast einen Science-Fiction Charakter und nun sind wir mitten in der Realität.“

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26 Jahre beim Koralmtunnel

Das damals, es kennt an diesem Tag wohl keiner besser als Projektleiter Klaus Schneider. Von Anbeginn, also seit gut 26 Jahren, begleitete Schneider den Bau des Koralmtunnels. Von einem emotionalen Moment sprach Schneider am Bahnsteig in Kärnten. Nun steht er neben der Heiligen Barbar aus Holz und versucht den Emotionen Worte zu verleihen.

Berührend und befriedigend, lauten diese schließlich. „Das Projekt war mit vielen Hochs und Tiefs verbunden. Viele haben ja nicht daran geglaubt, dass wir es wirklich vollenden. Wohlgemerkt, ich habe nie daran gezweifelt“, sagt Schneider.

Vor 26 Jahren wurde die Idee des Tunnels geboren. Im Juli 2005 wurde, noch unter dem einstigen Landeshauptmann Jörg Haider, verkündet, dass der Süden belebt werden müsse. Bis 2015 wollte man fertig sein. Vorangeschlagene Kosten: 3,4 Milliarden Euro.

Eröffnung 14. Dezember 2025

Beides hat nicht gehalten. Läuft alles nach Plan, dann wird der Koralmtunnel für Züge am 14. Dezember 2025 geöffnet. Kostenpunkt für die Koralmbahn dann: 5,4 Milliarden Euro.

„Es fehlen jetzt noch die Gleise, die gesamte Oberleitung, Strom, letzte Tests“, erklärt, Karin Scheer, von der Baustellenkoordination. Im Tunnel trifft man sie meist mit E-Bike. „Die Wege sind einfach zu weit, darum ist das unser bevorzugtes Fortbewegungsmittel, wenn es nicht um den Transport von Material geht“, sagt Scheer. Die einem wenig später nicht nur Technisches, sondern auch folgendes erklärt. Die Heilige Barbara in der Nothaltestelle wird nach Fertigstellung nicht an ihrem Ort bleiben. „Die gehört den Tunnelbauern und gilt als wertvolles Erinnerungsstück, das am Ende jemand mitnehmen darf.“ Wer, sei noch offen.

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Kommt doch Haltestelle am Flughafen Graz?

Offen bleibt zwischen den Röhren des Mega-Projekts auch etwas anderes. Wird es bei der Koralmbahn künftig eine Haltestelle am Flughafen Graz geben?

Eingeplant war diese nicht. Angeblich, weil sich einst Jörg Haider, aus Angst um die Existenz des Flughafens Klagenfurt dagegen ausgesprochen hat. Landeshauptmann Drexler klingt, zwischen Brötchen und Fruchtsaft, am Montag dazu allerdings anders.

„Die Position der Steiermark ist in diesem Punkt klar: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Wir wollen eine Haltstelle am Flughafen und werden auch auf Bundesebene alles unternehmen, um diesen Fehler auszumerzen.“

Sein LH-Kollege Kaiser, der nur wenige Meter weiter steht, will dazu nicht zu viel sagen: „Wir werden über alle offenen Fragen diskutieren. Aber die Diskussion wird sich nicht in ein Gegeneinander verwandeln.“

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Pension mit Projektende

Man will sich am Montag erst einmal über den Tunnel freuen und nicht über den Flughafen ärgern. Was eine Haltestelle am Flughafen Graz, der dann nur mehr 45 Minuten von Klagenfurt entfernt liegt, vom ohnedies krisengebeutelten Flughafen Klagenfurt bedeutet, ist offen.

Und so rollt der Dieselzug weiter durch den Tunnel. Weg von der Heiligen Barbara, hin zu Querschlag eins, ehe er unter Applaus nach gut zwei Stunden das Licht der Steiermark erblickt.

Projektleiter Schneider wird übrigens mit dem Ende des Mega-Tunnelprojekts in Pension gehen. Ob er als Erinnerungsstück dann die Heilige Barbara mitnehmen darf? „Jetzt bauen wir den Tunnel erst mal fertig, dann schauen wir weiter.“