Künstler Jos Pirkner hat das Red-Bull-Headquarter in Fuschl gestaltet. 350 Gäste kamen zur Eröffnung.
14 Bullen, die ins Freie strömen wie Lava aus einem Vulkan. Der Anblick dieser Bronze-Skulptur vor zwei kegelförmigen Gebäuden inmitten der idyllischen Berglandschaft von Fuschl, Salzburg, macht jedes Firmenlogo überflüssig: Hier steht das neue Hauptquartier des Red Bull-Konzerns.
Alle Inhalte anzeigen
Unbändige Kraft und Ausdauer hat Künstler Jos Pirkner in Bronze gegossen und traf damit genau den Nerv seines Auftraggebers
Dietrich Mateschitz. Nach einem unglücklichen Anlauf Ende der 1990er-Jahre, einen standesgemäßen Firmensitz bauen zu lassen, übergab der Red Bull-Chef seinem langjährigen Freund und Bildhauer
Pirkner das Ruder. „
Jos, mach!“, soll seine Anweisung gewesen sein. Und
Jos hat gemacht – zehn Jahre lang. Geld dürfte dabei keine Rolle gespielt haben, genauso wenig wie lästige Normen, die der Kreativität oft Grenzen setzen.
Pirkner ist kein Architekt, ihn interessieren keine Ö-Normen und rechte Winkel. Er ist Künstler, und immerhin schon 87 Jahre alt. Wenn er über sein Lebenswerk spricht, wirkt er so energiegeladen wie seine Bronze-Bullen.
Pirkner hatte eine Verschmelzung von Kunst, Architektur und Natur im Sinn. 700 Mitarbeiter haben einzigartige Büros bekommen. „Eine schöne Umgebung inspiriert zu Höchstleistungen“, merkte er bei einer Führung an. Zwei vulkanförmige Gebäude aus Stein, Metall und Glas bilden das Zentrum des 3,5 Hektar großen Areals. In den größeren Vulkan ist die 24 Meter lange Bronze-Skulptur eingearbeitet – die größte in Europa. Rundherum wurde eine Wasserlandschaft und ein Park mit vulkanischen Pflanzen angelegt.
Eigeninitiative
Alle Inhalte anzeigen
Beim Bau mussten sich die Fachkräfte der Kunst unterordnen. „Ich bin mit meinen Skizzen zur Baufirma gegangen und habe gesagt: ,Baut das.‘ Am Ende ist es so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe.“ Einige Male habe er selbst Hand anlegen müssen. Die Stiege im Empfangsgebäude entsprach nicht seinen Vorstellungen. Stattdessen gestaltete er eine frei schwebende Metallkonstruktion aus mehreren runden Plattformen, die so manchen Statiker ins Grübeln gebracht habe, erzählt der 87-Jährige stolz. Die Stahlträger des Glasdachs waren ihm zu wuchtig, also schweißte er selbst etwas Filigraneres. Als er aus einem Baumstamm eine Sitzbank modellieren wollte und zur Motorsäge griff, landete er blutüberströmt im Spital.
Wer Pirkner kennt, dem seien solche Geschichten nicht fremd, erzählt Markus Einhauer, Bürgermeister von Pirkners Heimatgemeinde Tristach bei Lienz in Osttirol. „Er ist ein Irrer, aber im positivsten Sinne. Er verfolgt konsequent seinen Weg und hat das Herz am rechten Fleck.“ Gelegenheit zur einer Begegnung mit dem außergewöhnlichen Künstler bekamen 350 geladene Gäste bei der feierlichen Eröffnung am Freitagabend.
Alle Inhalte anzeigen
Durchs Programm führte Burgschauspieler
Peter Simonischek. Ihm verriet
Pirkner: „Die Arbeit war ein fließender Prozess. Zu sagen: ’Jetzt bin ich fertig’ ist das Schwierigste.“ In ihrer Laudatio lobten Architekt
Wolfram Putz und Publizist
Roland Hagenberg das Gesamtkunstwerk und erklärten es schon jetzt zum Denkmal.
Unter den Gästen waren der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter, OMV-Chef Gerhard Roiss, der ehemalige Festspiel-Intendant Alexander Pereira, Autor Thomas Glavinic, Musiker Hubert von Goisern und Moderator Armin Assinger. Eine fehlte: Pirkners Ehefrau Joke. Sie ist 2010 gestorben und wurde auf einem Bullen mit den Worten verewigt: „Joke, wir haben es geschafft.“