Deutsche Gründlichkeit am Salzburger Bahnhof
Absperrbänder sollen den Zutritt zur Railjet-Garnitur am Salzburger Hauptbahnhof auf ganzer Länge versperren. Der Zug wartet Freitagvormittag, Bahnsteig zwei, auf den Railjet aus Wien, ehe er die Fahrt nach München fortsetzt. Bevor die Fahrgäste einsteigen dürfen, müssen sie sich ausweisen.
Die deutschen Polizisten haben Stellung bezogen, als kurz vor neun Uhr der Zug aus dem Osten am gegenüberliegenden Bahnsteig drei ankommt. Ein paar Reisende steigen aus und eilen zum bereitstehenden Zug. Sie stellen sich bei den Beamten an, Warteschlange bildet sich keine, die Kontrollen gehen zügig voran. Es ist der erste Fernverkehrszug seit September, der von Salzburg nach München fährt. Damals wurde die Verbindung wegen des Flüchtlingsstroms ausgesetzt.
Bei den Passagieren überwiegt die Freude über die Wiederaufnahme der Strecke. "Ich finde es super, dass die Züge wieder fahren. Das Umsteigen ist halt ein bisschen umständlich", sagt Felix Gasslitter aus Wien, der zu seiner Freundin nach Ulm reist. Auch Angelika Tröscher, ebenfalls aus Wien, freut sich trotz der Grenzkontrollen am Bahnsteig über die Reisemöglichkeit nach München. Sie fährt zum Christkindlmarkt in die bayerische Landeshauptstadt. "Wir haben schon überlegt, ob wir uns das antun sollen, aber damit hat sich die Frage gar nicht mehr gestellt."
"Bürgerfreundlich"
Voraussetzung für die Fortführung der Railjet-Verbindung sind die Kontrollen am Salzburger Hauptbahnhof, weil die Züge in Deutschland nur am Endbahnhof München halten – und die Kontrollen in Grenznähe stattfinden müssen. In den kommenden Wochen sollen auch die Eurocity-Züge aus Graz und Klagenfurt wieder über die Grenze bis nach München fahren.
Zehn bis 15 Beamte der deutschen Polizei sind dafür täglich abgestellt. Man werde bei den Kontrollen "bürgerfreundlich" vorgehen, antwortet einer der Beamten auf die Frage, wie streng überprüft werde. Kay Köster ist stellvertretender Einsatzleiter der deutschen Polizei am Bahnhof. Normalerweise führt er mit den Kollegen im deutschen Grenzort Freilassing derartige Kontrollen durch. Er wirbt um Verständnis für die Maßnahmen der deutschen Behörden auf österreichischem Boden. "Sicher, ich bin deutscher Polizist, aber letztlich geht es um die Sicherheit der Bevölkerung", sagt Köster.
Die Reisenden nach München werden sich an die Umstände wohl gewöhnen müssen – sie bleiben aufrecht, solange generell an den Grenzen kontrolliert wird. "Diese Maßnahmen stehen in unmittelbarem Zusammenhang", sagt Jano Siepel, Sprecher der deutschen Polizei.
Nachdem am Freitag der erste Railjet den Salzburger Hauptbahnhof in Richtung München verlassen hat, rüsten die Polizisten den provisorischen Grenzübergang auf. Die Absperrbänder aus Kunststoff werden durch robuste Ketten ersetzt.