Chronik/Österreich

Betteln mit Kindern: Anzeigen am Hauptbahnhof häufen sich

Ein junger Mann mit Rucksack spricht die Passanten am Salzburger Hauptbahnhof an. Er habe kein Geld und wolle mit dem Zug zurück nach Budapest, sagt er in gebrochenem Deutsch. Florian Barth, stellvertretender Marktleiter der Spar-Filiale im Bahnhofsgebäude, beobachtet aufdringliches Bitten um Geld tagtäglich. "Wenn Bettler bei uns einkaufen, haben sie oft nicht genug Geld mit. Sie drängen sich dann bei anderen Kunden auf. Unser Sicherheitsdienst hat schon viele Hausverbote ausgesprochen", erzählt Barth. "Es wird gefladert, was das Zeug hält."

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In der Bahnhofsgegend habe seit der Ausweitung des sektoralen Bettelverbots die Zahl der Bettler zwar nicht zugenommen. Zuletzt haben Barth und seine Kollegen aber vermehrt bettelnde Kinder wahrgenommen. "Es sind schon immer wieder welche mit Kindern unterwegs – und die werden auch dementsprechend eingesetzt", meint Barth. Auch vor dem Supermarkt seien bereits Kinder gesessen und hätten um Geld gebettelt. Ein Umstand, den auch Taxilenker Giani Bacueti, der am Südtiroler Platz auf Kunden wartet, immer wieder beobachtet. "Wenn die Frauen ein Kind am Arm tragen, bekommen sie natürlich eher was von den Leuten", sagt er.
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Diese Praxis spiegelt sich in den Zahlen der Polizei wider. Man habe in den vergangenen Wochen häufiger Bettler abgestraft, die mit Kindern unterwegs waren, bestätigt Polizeisprecher Michael Rausch. Von Juni bis August wurden 29 Anzeigen erstattet. "Wir haben das vermehrt am Gelände um den Hauptbahnhof festgestellt." Wegen "aggressivem Betteln" gab es dagegen nur sechs Anzeigen.

Der für Sicherheit und öffentliche Ordnung zuständige Stadtrat Harald Preuner (ÖVP) hat eine Erklärung parat: Am Hauptbahnhof sei eine neue Gruppe aktiv. "Wir haben mittlerweile äußerst aggressive Bettlerinnen und Bettler in der Stadt, die sich an bestimmte Regeln nicht so halten wie die Gruppen davor", sagte Preuner auf Anfrage des ORF. "Diese Form des Bettelns ist überall untersagt – auch dort, wo das sektorale Bettelverbot nicht gilt", meint der Stadtrat.

Streife ausgeweitet

Schon seit einigen Wochen schickt der Stadtrat einen privaten Sicherheitsdienst auf Streife durch den Mirabellgarten – dort hätten bettelnde Kinder Hochzeitsgesellschaften gestört, rechtfertigte Preuner damals den Einsatz. Vor Kurzem wurden die Streifgänge auf das Gelände um die Andräkirche ausgedehnt, weil es auch dort Beschwerden gegeben habe.

Raim Schobesberger vom Verein Phurdo ist damit vertraut, dass zunehmend Kinder um Geld betteln, wie er sagt. "Die einzige Lösung, die ich sehe, sind Notschlafstellen für Familien, wo die Kinder bleiben können, während die Eltern betteln gehen", appelliert Schobesberger an die Stadtpolitik. Dort stößt er jedoch auf taube Ohren.