Ansturm auf CBD-Shops: Verkauf bald nur noch in Apotheken möglich
"Gerade so kurz vor Weihnachten ist es nicht angenehm, wenn man nicht weiß, wie es weitergeht“, sagt Sofie Sagmeister, Geschäftsführerin des CBD-Shops „Magu“. Bei Kunden und Mitarbeitern herrsche große Verunsicherung durch den Erlass von Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ), wonach CBD-Produkte nur noch in Apotheken verkauft werden dürfen.
CBD ist ein Bestandteil von Cannabis, der nicht berauschend wirkt. Der Stoff wird nicht vom Suchtmittelgesetz erfasst.
Dennoch dürfen nun Öle, Tees und andere Nahrungsergänzungsmittel, die CBD enthalten, nicht mehr verkauft werden, nur noch CBD-haltige Rauchprodukte. In den vergangenen Tagen hat es deswegen Hamsterkäufe in den einschlägigen Shops gegeben.
Novel Food - Verordnung
Das Gesundheitsministerium beruft sich auf die Novel-Food-Verordnung der EU. Nach dieser Regelung müssen Lebensmittel, die vor dem Jahr 1997 noch nicht auf dem Markt waren, genehmigt werden.
Das Ministerium legt die Verordnung enger aus als die EU-Kommission: Letztere zählt nur künstlich mit CBD angereicherte Produkte dazu, das Gesundheitsministerium auch das reine Extrakt.
Laut Stefan Wolyniec, Vorstand des Wirtschaftsverbands Cannabis Austria (WVCA), würde ein Genehmigungsverfahren bis zu 500.000 Euro kosten. Für einen einzelnen Unternehmer wäre das kaum zu bewältigen. So ein Verfahren kann Monate dauern.
Schmerzpatienten
Vor allem Schmerzpatienten, Epileptiker und Multiple-Sklerose-Patienten nutzen CBD. Bisher konnte man in einen der rund 250 Shops gehen und Öle, Tropfen oder Tees kaufen. Künftig bleibt der Verkauf den Apotheken vorbehalten. Laut Apothekerkammer sind Präparate mit CBD dann nur noch mit Rezept vom Arzt erhältlich.
Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger konnte noch nicht beantworten, in welchem Umfang die Kosten für die Präparate übernommen werden.
Peter Kolba, Bürgerrechtssprecher der Liste Jetzt (ehemals Liste Pilz), ist einer der Schmerzpatienten. CBD-Produkte würden sich beruhigend und einschläfernd auf ihn auswirken. „Außerdem haben sie nicht so viele Nebenwirkungen wie herkömmliche Medikamente“, sagt Kolba.
Er befürchtet, dass die Produkte für viele Patienten nicht mehr leistbar sind, wenn sie nur noch von der Pharmabranche vertrieben werden dürfen. Diese erhalte dadurch eine Monopolstellung. Im Jänner möchte er sich mit Shops und Erzeugern von CBD-Produkten zusammentun und rechtliche Schritte gegen den Erlass der Gesundheitsministerin prüfen.
Auch für Vierbeiner
Aber nicht nur Menschen sind auf die Tropfen angewiesen, auch Tiere können solche verschrieben bekommen. Mischlingsrüde Snoopy leidet seit einigen Jahren an Arthrose. Aufstehen und Hinsetzen sind für den Vierbeiner eine Qual.
Die Tierärztin hatte seinem Besitzer vor wenigen Monaten CBD-Tropfen mitgegeben. Seither führt der Rüde ein viel aktiveres Leben und hat sichtlich weniger Schmerzen.
Info: CBD: Was ist das?
Cannabispflanzen enthalten zwei Wirkstoffe: Das psychoaktive THC und das bisher legale, weil nicht berauschende, CBD. Der Stoff wirkt beruhigend, einschläfernd und soll schmerzlindernd sein.
Etwa 250 Shops verkaufen in Österreich CBD-haltige Produkte, zum Verzehr, in Kosmetikartikeln oder zum Rauchen. Gemeinsam erwirtschaften die Hanfunternehmer einen Jahresumsatz von rund 150 Millionen Euro. Ein Gramm CBD kostet zwölf bis 13 Euro.