Chronik/Österreich

Anreiz für das ungeliebte Amt: Tirols Bürgermeister drängen auf mehr Gehalt

Das Jobprofil klingt alles andere als verlockend: Am besten rund um die Uhr verfügbar, bei falschen Entscheidungen persönlich haftbar, aber dafür schlechter bezahlt, als in der Privatwirtschaft. Damit muss der Großteil der österreichischen Bürgermeister leben. Wenig erfreulich sind auch die Aussichten, die nach dem Ausscheiden aus der Politik drohen. „Du bist auf dem Arbeitsmarkt oft nicht mehr vermittelbar, weil du punziert bist“, skizzierte Tirols Gemeindeverbandspräsident Ernst Schöpf am Mittwoch bei einer Pressekonferenz die möglichen Nachteile, die ein Outing der politischen Gesinnung mit sich bringen kann.

25 Prozent mehr

Er drängt auf eine Anhebung der Gehälter für Tirols Bürgermeister, die bereits seit 2004 versprochen sei. „Wir stellen uns eine Erhöhung von durchschnittlich 25 Prozent vor.“ Im Vergleich zu den meisten anderen Bundesländern sind die von Schöpf vertretenen Bürgermeister wahrlich keine Gagenkaiser (siehe Grafik unten).

Die Höhe des Salärs für das höchste Amt im Ort variiert nicht nur nach Bundesland, sondern auch nach Größe der betreuten Gemeinde. Am billigsten, nämlich für 1515,80 Euro brutto, müssen es Bürgermeister steirischer Kleingemeinden mit bis zu 500 Einwohnern geben. Die Steiermark hat im Sommer jedoch eine saftige Erhöhung der Bürgermeistergagen beschlossen, die 2014 greift. Am besten lässt es sich in Vorarlberg verdienen: In einer Gemeinde mit über 20.000 Bürgern kann das Gehalt bis zu 13.395,46 Euro betragen. Kann. Denn für jede Ortsgröße gibt es Ober- und Untergrenzen, zwischen denen das Gehalt variiert.

"Heute ist es eine Managerjob. Und das wollen sich viele nicht mehr antun."


Das Amt des Bürgermeisters attraktiv zu gestalten, ist für Helmut Mödlhammer, Präsident des Österreichischen Gemeindebunds, unabdingbar. „Früher war das ein Repräsentationsjob. Heute ist es eine Managerjob. Und das wollen sich viele nicht mehr antun.“ Das zeige sich zur Zeit gerade massiv in Salzburg und Oberösterreich, wo 2014 bzw. 2015 Gemeinderatswahlen anstehen. „Bürgermeisterkandidaten zu finden, wird immer schwieriger“, sagt Mödlhammer. Bestes Beispiel dafür ist Leogang, wo die scheidende SPÖ-Ortschefin per Postwurf nach einem potenziellen Nachfolger sucht. Verwaisen wird ihr Sessel nicht. Die ÖVP hat einen Anwärter, der in die Wahl zieht.

Ohne Sicherheitsnetz

Scheitert die SPÖ mit ihrem Rekrutierungsversuch, wird Leogang aber zur ständig steigenden Zahl jener Gemeinden gehören, in denen nur ein Kandidat antritt. Diesem Trend liegen laut Mödlhammer nicht nur Gehaltsfragen oder die Angst vor Haftungsfällen zugrunde. „Es fehlt oft auch an der sozialen Absicherung.“ Bürgermeister bekommen nämlich teilweise weder Abfertigung noch Pension oder Arbeitslose.

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Nach dem plötzlichen Tod des Bürgermeisters von Zell am See, Hermann Kaufmann, am 10. Oktober wurde Mittwochabend der 46-jährige Peter Padourek (ÖVP) ins Amt gewählt. Er war der einzige Kandidat für die Nachfolge.

SPÖ-Vizebürgermeister Andreas Wimmreuter, der in der Zwischenzeit die Geschäfte führt, hatte bereits vor einer Woche angekündigt, keinen Gegenkandidaten aufzustellen.

Er selbst hätte sich nur zur Verfügung gestellt, wenn die ÖVP keinen Nachfolger gefunden hätte, sagte Wimmreuter zum ORF.

Die Zeller ÖVP verfügt seit dem Erdrutschsieg mit Kaufmann vor vier Jahren über die absolute Mehrheit in der Pinzgauer Gemeinde. Zuvor hatte in Zell am See die SPÖ regiert. Padourek, der hauptberuflich einen Massagebetrieb hat, ist seit 2009 ÖVP-Vizebürgermeister.

Seine Agenden übernimmt der Geschäftsmann Karl Weber, dessen Stelle im Stadtrat soll wiederum Petra Trauner übernehmen.