Chronik/Österreich

„All inclusive“ für E-Biker: Sogar die Kette wird geflickt

„Früher war der Radfahrer extrem sportlich. Überspitzt gesagt, der wollte nur Körndeln und Wasser“, beschreibt Andy Krasser, Geschäftsführer von „E-Biken-Steiermark“. Diesen Typus gibt es zwar noch immer, aber neben ihm ist ein weiterer gestartet - der Genussradler auf dem E-Bike. Er kommt dank des Motors leicht weit herum und will entsprechendes Angebot.

Neu vermessen

Um diesen Typ Urlauber buhlen die Bundesländer speziell in diesem Sommer. Experten von Steiermark Tourismus haben deshalb eigene Touren für E-Biker ausgetüftelt. „Wir mussten unsere Strecken neu vermessen, du bist ja zum Beispiel als E-Biker auch früher am Etappenziel“, begründet Geschäftsführer Erich Neuhold. „Dort will sich der Radfahrer dann vielleicht auch noch etwas anschauen.“

Packages buchbar

Ein E-Biker kommt dank Elektromotorhilfe recht weit und auch hoch hinauf. „Das eröffnet neue Möglichkeiten für den Tourismus“, versichert auch Andy Krasser, allerdings müsse bei dieser Klientel auch das Gesamte stimmig sein.

So wurden nicht nur Hunderte Kilometer Radrouten für E-Biker adaptiert, sondern auch das Angebot im Umfeld. Gäste können ganze Pakete vorab buchen von der Unterkunft über Kartenmaterial bis zum E-Bike-Verleih.

Ketten retten

„Wir werden am Ende des Tages Packages haben, bei denen sich der Kunde um nichts mehr kümmern muss“, beschreibt Krasser: Ausreichend Ladestationen, Gepäckservice oder gehobene Kulinarik entlang des Weges. „Und wenn er einen Kettenriss hat, dann gibt es eine Hotline zum Anrufen. Das Entscheidende für den Gast wird sein, dass er Hilfe bekommt, wenn er sie braucht.“

Damit wollen die steirischen Touristiker einen immer größer werdenden Markt erreichen. Der Handel verkaufte 2019 rund 440.000 Fahrräder, 38,9 Prozent davon waren bereits E-Bikes. Nach Wandern und Schwimmen steht Radfahren an beliebten Beschäftigungen im Urlaub an dritter Stelle, betont Tourismus-Chef Neuhold: Jeder vierte Sommergast unternimmt zumindest eine Tour während des Aufenthalts.

Plus 120 Prozent

Rund 625.000 Aufrufe hatten die Radschwerpunkt-Seiten der Tourismus-Homepage im Vorjahr. Die Seite über Tourenangebote allein hatte 256.000 Zugriffe, das war binnen zwei Jahren eine Verdopplung. Heuer scheinen sich viele Österreicher nach der Corona-Pandemie nach Inland-Destinationen umzuschauen: Seit Mitte Mai stiegen die Seitenzugriffe von Steiermark Tourismus um 120 Prozent.