600 Cybercops für Österreich
Vor rund 25 Jahren begann der Kampf gegen die Internet-Kriminalität in einem kleinen Wachzimmer in einem Wiener Innenstadt-Bezirk. Polizisten hatten einen privaten Computer aufgestellt, sie nutzten diesen als Zeitvertreib in den langen Nachtdiensten, aber auch um erste Taten im Internet aufzuklären.
Schon damals hinkte die Exekutive den Verbrechern hinterher. Über Jahre hinweg wurde gestritten, welche Befugnisse Polizisten überhaupt im Internet haben und wo sie ermitteln dürfen. Erst vor einigen Jahren wurde im Bundeskriminalamt eine eigene Dienststelle dafür geschaffen.
Doch es gab Probleme, wie auch der Rechnungshof festgestellt hat: So fanden sich schlichtweg keine wirklich guten Cybercops. Der Grund dafür war, dass es einfach mit dem vorhandenen Lohn-Schema nicht möglich war, Interessenten ein branchenübliches Gehalt zu bezahlen. Deshalb wurden vor allem Polizisten eingesetzt, die sich aber erst ihre IT-Fähigkeiten selbst anlernen mussten.
Damit soll es künftig vorbei sein. Die aktuell rund 300 Beamten mit mehr oder weniger guten Kenntnissen im Bereich der Internetkriminalität sollen besser ausgebildet werden. Und sie sollen 300 Cybercop-Kollegen dazubekommen, kündigte Innenminister Karl Nehammer am Freitag an.
Fachhochschule in Wiener Neustadt
Laut KURIER-Informationen wird die Ausbildung drei Semester dauern und voraussichtlich ab Herbst 2021 in der Fachhochschule Wiener Neustadt beginnen. Dort sollen nebenher auch die Führungskräfte des Verfassungsschutzes künftig alles Notwendige erlernen.
Dass die Internet-Kriminalität weiterhin von Jahr zu Jahr stark ansteigt, ist evident. Durch Corona hat sich das alles noch einmal weiter verlagert, da auch die bösen Jungs zu Hause im Home Office sitzen müssen. So wurde vor allem der Drogenhandel von der Straße in Richtung World Wide Web verlagert. Doch auch die Zahl an Betrügereien wird heuer ungeahnte Höhen erreichen.
In den vergangenen zwölf Monaten wurden immerhin 18.000 Anzeigen wegen Straftaten im Internet bei der Polizei erstattet. Glaubt man einer aktuellen IFES-Umfrage dann könnten es hochgerechnet allerdings 324.000 Personen sein, die Opfer eines Betrugs im Netz gewesen sein könnten. Die meisten würden sich aber aus Scham nicht trauen, dies anzuzeigen.
Doch genau das sei unbedingt notwendig, betonte Nehammer. Denn die Polizei ist angewiesen darauf, dass sie auf diese Art und Weise auch zu Informationen über mögliche neue Deliktsformen kommt. Nur so könne gezielt ermittelt werden und gegebenenfalls die Öffentlichkeit gewarnt werden. Ziel sei es nun jedenfalls, die gesamte österreichische Polizei bis auf Polizeiinspektions-Ebene cyberfit zu machen, betonte der Innenminister. „Daher werden künftig IT-Themen bereits in die Polizeigrundausbildung einfließen, um ein technisches Basisverständnis zu schaffen, und auch in der Fortbildung wird der Fokus auf Cyber-Themen gelegt werden.“ Darüber hinaus wird im Bundeskriminalamt künftig eine zentrale Unterstützungseinheit für Ermittlungen in den sozialen Medien eingerichtet.