Chronik/Österreich

18 und 12 Jahre Haft für Opa und Enkel

Im Landesgericht Ried ging am Freitag der Prozess im Mordfall Renate D. ins Finale. Das Urteil in erster Instanz: 18 Jahre Haft für Leopold D. und zwölf für seinen Enkel. Erschwerend war für den 72-Jährigen die „Instrumentalisierung eines nahen ihm anvertrauten Angehörigen“. Bei dem jungen Mann sah das Gericht die Persönlichkeitsstruktur und das Alter als Milderungsgrund, ebenso wie das Geständnis.

Wie berichtet, wurde die 68-Jährige am 26. Oktober 2012 von Enkelsohn Lukas S. in ihrem Haus in Taufkirchen ermordet. Auftraggeber war laut aktuellem Urteil der Ehemann des Opfers, der 72-jährige Leopold D.. Bis zum Ende des Beweisverfahrens leugnete er aber, mit der Tat etwas zu tun gehabt zu haben.

Am Vormittag wurde im Zeugenstand die uneheliche Tochter des Zweitangeklagten befragt. Mit ihrer Mutter hatte D. 15 Jahre lang eine außereheliche Beziehung unterhalten. Doch erst vor rund zwölf Jahren soll die 32-jährige Musikschullehrerin erfahren haben, dass „der Poldi“, der in ihrer Kindheit und Jugend so oft zu Besuch war, ihr leiblicher Vater sein soll. „Er hat mir gegenüber zugegeben, dass ich seine Tochter bin“, sagte Helene R. Bis dahin war sie der Meinung, dass der Mann der Mutter ihr Vater sei. Rechtlich ist er es bis heute.

Keine Erbeinsetzung

D. habe für sie auch nie Unterhalt bezahlt. Am Mittwoch hatte ein Firmpate von Lukas S. als Zeuge ausgesagt, dass das Mordopfer ihm im Frühjahr 2010 erklärt habe, sich „am liebsten scheiden zu lassen“. Renate D. begründete ihren Ärger damit, dass der 72-Jährige die Absicht habe, der unehelichen Tochter sein Haus zu übertragen. „Sie hat dann noch ,Nur über meine Leiche‘ gesagt“, behauptete der Firmpate. Helene R. weiß davon nichts. „Auch eine Erbeinsetzung war nicht geplant.“ Im Juni 2011 sei es auf Wunsch von Renate D. zu einem Treffen mit ihr gekommen. „Das war ein sehr positives, offenes Gespräch. Wir hatten nachher regen Kontakt – ich hab’ mit ihr öfter telefoniert als mit dem Poldi.“ Sie hatte das Gefühl, dass die Frau Frieden mit der Vergangenheit schließen wollte.

Ein Orgellehrer des angeklagten 19-Jährigen aus der Linzer Bruckner Uni sagte aus, dass er seinen Schüler – entgegen der Meinung seines Großvaters – nicht für ein Genie hielt. „Er hatte eher eine durchschnittliche Begabung.“ Zu Anlässen, denen er sich nicht gewachsen fühlte, sei er krank geworden.

Motivsuche

Die Geschworenen, Richter und Staatsanwalt hinterfragten mehrfach extrem kritisch die Aussagen des Großvaters, der sich immer wieder in Widersprüche verstrickte.

Psychiaterin Adelheid Kastner betonte, dass eine reine Tötungslust als Motiv bei Lukas S. auszuschließen sei. Auch eine eigenmotivierte Handlung sei mit seiner Persönlichkeitsstruktur nicht vereinbar. Ein fremdmotiviertes Tötungsdelikt wäre aber durch die Beziehung zum Opa erklärbar. Dass Leopold D. sich einige Wochen nach der Tat in der Öffentlichkeit extrem lustig und unbeschwert gezeigt habe, sei ungewöhnlich: „Das entspricht keiner üblichen Trauerarbeit."

Für Staatsanwalt Alois Ebner sind Lukas S. Aussagen, zur Tat angestiftet worden zu sein, glaubhaft – er habe nach dem Geständnis nie gelogen. Die Geschworenen sahen das offenbar ebenso und bestraften beide.

Frank Stronach fordert die Todesstrafe für Profi-Killer – und sorgt damit für Aufregung, auch in den eigenen Reihen. Der Typus „Auftragskiller“ darf zwar in keinem Hollywood-Streifen fehlen. Doch hierzulande ist er eine sehr rare Spezies. Anbei ein Auszug an Kriminalfällen, in denen Profi-Killer involviert sind beziehungsweise sein könnten:

– 2012 Juristisch noch immer nicht aufgearbeitet ist der Fall des in Wien entführten und ermordeten Rechtsanwalts Erich Rebasso. Sein Name war in Russland fälschlicherweise in einer Betrugsaffäre aufgetaucht. Die zwei Täter, zwei Russen, sind in ihrer Heimat in U-Haft.

– 2009 Auf offener Straße wurde der Flüchtling Umar Israilow in Wien hingerichtet. Der Schütze flüchtete. Es wird vermutet, dass der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow dahintersteckt.

– 2002 Das Café Puccini in Wien wird Schauplatz eines Mordes. Dem Geldverleiher Zoran Paunovic wird drei Mal in den Kopf geschossen. Laut Polizei handelte es sich um einen Auftragsmord.

– 1999 Ein Linzer tötet einen Holländer, 47, durch zwei Kopfschüsse. Ein Deutscher hatte den Oberösterreicher dafür angeheuert.

– 1996 David Sanikidze, ein angeblicher Mafia-Pate, wird in der Wiener Innenstadt erschossen.

– 1989 Drei Kurden, iranische Oppositionelle, werden am 13. Juli ermordet. Sie hatten sich mit Emissären des Teheraner Regimes in einer Wohnung getroffen. Die Täter tauchen in der iranischen Botschaft unter und reisen ungehindert in ihre Heimat aus.