15-jährige Mopedlenker verursachten 1869 Unfälle
Die erhoffte Trendwende bei den Unfällen der 15-jährigen Mopedlenker wurde nicht erreicht. Im Gegenteil: Im Vorjahr wurde die bisher höchste Zahl an Verkehrsunfällen mit dieser Altersgruppe überhaupt erzielt. Fünf Mofafahrer wurden getötet, insgesamt gab es 1869 schwere Verkehrsunfälle mit 15-Jährigen – um über ein Viertel mehr als noch im Jahr davor, zeigt eine Sonderauswertung der Statistik Austria für den KURIER.
Nach längeren Problemen mit der Softwareumstellung wurde am Mittwoch die Unfallbilanz für das vergangene Jahr präsentiert. Die Zahl der Verkehrstoten scheint zu stagnieren, 531 Opfer wurden im Vorjahr gezählt. Nimmt man europäische Top-Nationen wie Schweden oder Großbritannien als Vergleich, dann müssten es aber eigentlich rund 250 sein. Dort gibt es weit niedrigere Tempolimits und drakonische Strafen. In Schweden beispielsweise darf auf Freilandstraßen nur schneller als Tempo 80 gefahren werden, wenn es eine Mittelleitschiene gibt. Aber auch dann sind maximal 110 km/h erlaubt.
„Handlungsbedarf“
Verkehrsministerin Doris Bures sah die Unfallstatistik 2012 jedenfalls mit „gemischten Gefühlen“. Sie empfindet die Zahlen als „Handlungsauftrag“. Dennoch, betonte die Ministerin in einer Aussendung, habe sie schon „viel erreicht“. Als Beispiele führte sie etwa die Radhelmpflicht oder die Rettungsgasse an.
Problematisch ist an der Statistik für 2012, dass es eine komplett neue Zählweise der Unfälle gibt, weshalb Vergleiche schwierig sind. Erstmals wurden auch nachträglich gemeldete Crashs gezählt – dadurch stieg die Gesamtzahl aller Unfälle um rund 16 Prozent. Bei den Mopedunfällen der 15-Jährigen bliebe dabei dennoch ein Plus von rund neun Prozent übrig.
De facto wurden bisher also immer zu wenige Unfälle gerechnet. „Diese Fehler sind aber über alle Jahre gleich gewesen“, erklärt Eva Dietl von der Statistik Austria. Weiter steigt jedenfalls der Anteil der schwächsten Verkehrsteilnehmer an den Opfern. Vor allem Radfahrer (52 Tote) und Fußgänger (81 Tote) sind immer häufiger in letale Unfälle verwickelt.
Im Jahr 2012 starben laut Statistik Austria bei insgesamt 40.831 Verkehrsunfällen 531 Menschen, 50.895 wurden im Straßenverkehr verletzt. Damit gab es acht mehr Verkehrstote als im Jahr davor. Jedes zehnte Todesopfer war ein Radfahrer. 2.933 Kinder wurden verletzt, acht getötet. Bei jedem 15. Unfall war Alkohol im Spiel, ein Wert, der zuletzt in etwa gleich geblieben ist.
52 Radfahrer starben, um zehn Tote mehr als 2011. Mehr getötete Radfahrer (62) gab es laut Statistik Austria zuletzt 2008. In den Jahren 2009 bis 2011 kamen jährlich zwischen 32 und 42 Radfahrer ums Leben. Die meisten Radler verunglückten tödlich in Nieder- und Oberösterreich (jeweils zehn Opfer), je neun entfallen auf Salzburg und die Steiermark, fünf auf Vorarlberg, vier auf Kärnten, drei auf Tirol und zwei auf das Burgenland. In Wien gab es keinen Todesfall. Rund 6.700 Radfahrer wurden im Straßenverkehr verletzt.
Acht Kinder getötet
An 2.751 Unfällen, also jedem 15. Unglück mit Personenschaden und 6,7 Prozent der Gesamtunfälle, waren Kinder bis zum 14. Lebensjahr beteiligt. 2.933 Kinder wurden verletzt und acht getötet. 2010 und 2011 lag der Anteile an den Gesamtunfällen mit 7,6 bzw. 7,7 Prozent noch etwas höher. 38 Prozent der verunglückten Kinder fuhren in einem Pkw mit, ein Viertel war Fußgänger, 20 Prozent fuhren mit dem Fahrrad und acht Prozent mit dem Moped (hauptsächlich als Mitfahrer).
Die Zahl der Alkoholunfälle ist zuletzt in etwa gleich hoch geblieben: Bei 2.684 Verkehrsunfällen, bei denen Alkohol eine Rolle spielte, wurden 3.425 Menschen verletzt, 39 starben (2011: 51). An jedem 15. Unfall mit Personenschaden war somit zumindest eine alkoholisierte Person, entweder als Lenker oder als Fußgänger, beteiligt. "Die Anteile dieser drei Größen an der jeweiligen Gesamtzahl liegen im Wertebereich der vergangenen Jahre", berichtete die Statistik Austria: An 6,6 Prozent aller Unfälle (2010 und 2011: 6,4 Prozent) waren Alkoholisierte beteiligt, der Anteil der dabei verletzten Menschen an der Gesamtzahl der Verletzten betrug - wie in den beiden Jahren davor - 6,7 Prozent, jener der Getöteten 7,3 Prozent (2011: 9,8 und 2010: 6,0 Prozent).
Meiste Unfälle in NÖ und OÖ
Die insgesamt meisten Unfälle ereigneten sich im größten Bundesland Niederösterreich (7.921), gefolgt von Oberösterreich (7.416), Wien (6.348) und der Steiermark (6.186). Gut die Hälfte (279 oder 53 Prozent) der Verkehrstoten waren Pkw-Insassen, 86 (16 Prozent) Benutzer einspuriger Kraftfahrzeuge und 81 (15 Prozent) Fußgänger. Bei diesen drei Gruppen wurden weniger oder in etwa gleich viele Verkehrstote verzeichnet wie 2011.
Das von der Statistik Austria am Mittwoch präsentierte Jahresergebnis zum Unfallgeschehen auf den Straßen wurde erstmals auf Basis elektronischer, an die Erstellung der Verkehrsunfallanzeige gekoppelter Meldungen der Polizei erstellt. Dadurch sind die einzelnen Kategorien aus dem Vorjahr nicht mehr ohne weiteres vergleichbar.