Zirkus Penelli: „Wo sollen wir denn hin?“
Sie sind ein Blickfang, die beiden Kamele, die gemütlich über die Wiese hinter dem Trauner Stadion wackeln. Ihre Höcker sind prall gefüllt, mit ihren großen Hufen ackern sie den Boden gewaltig um. Für die Menschen der Umgebung gehören die imposanten Tiere mittlerweile zum gewohnten Bild. Seit vier Monaten steht die Familie Reinhard mit ihrem Zirkus Penelli schon an diesem Standort. Gestrandet und in den Mühlen der Corona-Bürokratie verhangen.
„Wir wollen einfach nur arbeiten und zeigen, was wir können. Wir haben Sicherheitskonzepte und verstehen nicht, warum wir nicht auftreten dürfen“, sagt Tosca Reinhard. Gemeinsam mit ihrem Mann Josef ist sie das Herz des Zirkus’, der ein reiner Familienbetrieb ist: zwei Söhne und eine Tochter mit den jeweiligen Partnerinnen und dem Partner sowie acht Enkelkinder – das Jüngste ist sechs Monate alt – stecken seit Oktober des Vorjahres in den Wohnwagen fest.
Belastend
„Normalerweise sind wir eine Woche an einem Standort, dann ziehen wir weiter. Aber wo sollen wir jetzt hin?“, fragt Tosca Reinhard. Dort, wo die Wohnwagen stehen, ist auch das Zuhause. Eine fixe Wohnadresse gibt es nicht, nur eine Briefkastenadresse für die Post.
Hilfe gibt es von den Menschen rundum, immer wieder werden Futterspenden, Gewand für die Kinder oder sonstige, wichtige Dinge abgegeben. Denn Einkommen hat die Zirkusfamilie aktuell keines. Dabei wollen die Tiere versorgt, die Versicherungen bezahlt und das Überleben gesichert werden. „Mit dem Stellplatz hat uns die Stadt Traun sehr geholfen, die Menschen hier sind ein Traum“, schwärmt Schwiegertochter Elena. Und tatsächlich, soeben biegt Josef Gokl, von allen Joe genannt, ums Eck und verkündet, dass die nächste Lieferung Heizöl bereits auf dem Weg ist – kostenlos. Der Gemeinderat der Stadt Traun begleitet die Familie seit ihrer Ankunft.
Das große Zelt für die Auftritte wurde nicht mal aufgebaut, im kleineren üben die Artisten täglich, „aber es ist halt nicht dasselbe. Vom Publikum kommt so viel zurück“, bringt es Elena Reinhard, die Feuernummern zeigt, auf den Punkt. Auch die Pferde wollen regelmäßig bewegt werden. Nur die Ziegen, die normalerweise die Tiernummern komplett machen, sind derzeit bei der Dressur. Zu sehen gibt es im Zirkus Penelli ein „richtiges, altes Zirkusprogramm“, so die Chefin, „mit Luftnummern, Jonglage, Tellern, Clowns und allem, was dazugehört.“
Und was hat die Familie vor, sobald Auftritte wieder erlaubt sind? Tosca Reinhard antwortet: „Dann bleiben wir erstmal hier und geben Dankesaufführungen für die Menschen, die uns die ganze Zeit über geholfen haben. Darauf freuen wir uns schon sehr.“
Wer den Zirkus unterstützen will, meldet sich am besten unter 0681/1039674.
In Ried im Innkreis ist der Circus Alex Kaiser gestrandet. Die Tiere sind in der Messehalle untergebracht, erst kürzlich wurde dort ein Kamelbaby geboren. Für das kleine Mädchen wird nun ein Name gesucht. Auch dort ist man auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen (www.circusalexkaiser.eu).