Chronik/Oberösterreich

Wels will Linzer Fallschirmspringer loswerden

Der Streit zwischen dem Flugverein Weiße Möwe und der Stadt Wels um ein Betriebsbaugebiet auf Teilen des Welser Flugplatzes geht in eine neue Runde. Nun sind auch Fallschirmspringer aus Linz, die in Wels ein neues Zuhause gefunden haben, zwischen die Fronten geraten. "Besonders an den Wochenenden ist es wegen der vielen Sprünge sehr laut", sagt Peter Lehner, Wirtschaftsstadtrat und ÖVP-Fraktionsvorsitzender.

Morgen, Montag, wird im Gemeinderat aller Wahrscheinlichkeit nach ein Antrag auf Reduktion des Fluglärms beschlossen, den der Kommunalpolitiker einbringt.
Bürgermeister Peter Koits (SP) soll dadurch unterstützt werden, Maßnahmen gegen den Fluglärm zu setzen. "Das können dann beispielsweise Überprüfungen des Flugzeugs sein, das die Fallschirmspringer nach oben bringt, oder Lärmmessungen im Anflugbereich", sagt Lehner.

Eine Retourkutsche dafür, dass die Weiße Möwe einen Kompromissvorschlag für das Gewerbegebiet abgelehnt hat, sei das aber nicht. Vorgeschlagen wurde, statt 42 nur noch 25 Hektar zum Gewerbegebiet zu machen. Jahrelang habe es viele Beschwerden über den Lärmpegel im Umfeld des Flugplatzes gegeben. "Hier hat die Stadt Wels immer versucht, die schützende Hand über den Flugverein zu halten." Wenn sich aber der Verein nicht kooperativ verhalte, müsse man sehen, wer einem näher sei: die Welser Bevölkerung oder die Hobbyflieger.

"Es ist kein Kompromiss, wenn einem ein Plan nach dem Motto friss oder stirb vorgelegt wird, der absolut nicht akzeptabel ist. Wir waren bei den Verhandlungen dazu nicht dabei", ärgert sich Wolf Ruzicka, Pressesprecher der Weißen Möwe. Die Pläne würden die Sicherheit im Flugbetrieb stark beeinträchtigen.

"Selbstverständlich hat der Fliegerverein Informationen zu den Verhandlungen bekommen", sagt Bürgermeister Koits. Er könne den Verein nur dazu auffordern, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die Ablehnung des Kompromisses bezeichnet er als Affront. "Die Weiße Möwe muss sich die Frage gefallen lassen, was höher zu stellen ist, 1000 Arbeitsplätze oder der Hobbysport."

Die Welser Firma Felbermayr möchte sich auf dem umstrittenen Betriebsbaugebiet ansiedeln, das verkehrsgünstig nahe der Westbahn sowie der Autobahn liegt. Auf der dadurch frei werdenden Fläche im Welser Industriegebiet möchten dann das Logistikunternehmen TGW und der Werkzeug-Großhändler Kellner & Kunz expandieren.

Der Flugverein argumentiert, dass durch den Vorschlag, den er abgelehnt hat, 20 Hektar der schützenswerten Welser Heide zerstört würden. "Der Naturschutz ist derzeit in der Debatte kein Thema. Ich habe aber immer gesagt, dass ich mit einem Kompromiss einverstanden bin, wo ein kleiner Teil der Welser Heide umgewidmet wird", sagt Naturschutz-Landesrat Manfred Haimbuchner (FP). Zuerst müssten sich die Stadt Wels und die Weiße Möwe über die Umwidmung des Areals einigen.