Verblendet "normal" im Verhör
Er sitzt auf der Bühne, liest, referiert, erklärt, bettelt und relativiert. Dabei betont er immer wieder, "niemanden getötet zu haben, niemals." Wenn Franz Froschauer in die Rolle des deutschen SS-Obersturmbannführers Otto Adolf Eichmann schlüpft, widersteht er der Versuchung, einen Dämon zu zeigen. Er zeichnet das Bild eines Mannes, der von den Massenmorden in den KZs wusste, die Menschen in Sonderzügen trotzdem dorthin schickte und nie bereit war, sich dem Ausmaß seiner Taten zu stellen. Der verantwortlich war für die Deportation und Ermordung von rund sechs Millionen Juden.
Kommende Woche ist "Eichmann" im ORG Vöcklabruck (4., 5. 11., je 20 Uhr, ORG Vöcklabruck, 07672/72680), dann im Central, dem ehemaligen Linzer Kino an der Landstraße (12. 11., 19 Uhr, Central, Landstraße 36, www.gfk-ooe.at) und im Februar im Posthof (3. 2., 20 Uhr) zu sehen.
Nach seiner Gefangennahme durch den Mossad in Argentinien begann 1960 in Jerusalem das Verhör Eichmanns durch den israelischen Hauptmann Avner Werner Less. 275 Stunden lang sprachen sie miteinander. Es gibt 3650 Seiten Protokoll. Eichmann berichtet von seinem Leben in Linz und Umgebung, seiner Wiener, Prager und Berliner Zeit.
In "Eichmann" nimmt das Publikum die Position des Gegenübers ein. Begleitet werden Eichmanns Aussagen von einem Chor, bestehend aus Schülerinnen und Schülern, der das historische Gegengewicht verkörpern soll: Das Textmaterial dieses Chors besteht aus nüchternen Fakten und tief berührenden Passagen aus Berichten und Zeugenaussagen.
Nur nicht vergessen
Georg Mittendrein von der Bruckmühle in Pregarten, gab das Stück beim deutschen Autor Rainer Lewandowski in Auftrag, zeichnet selbst für die Regie verantwortlich und engagierte den oberösterreichischen Schauspieler Franz Froschauer für die Rolle des Eichmann. Eine schauspielerische Herausforderung und ein wichtiger Akt, um die Taten des Massenmörders, der sich bis zuletzt nur als "Auftragserfüller" sah, nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.