Unbekannte attackierten Rettungswagen im Noteinsatz mit Gläsern und Flaschen
Von Jürgen Pachner
Verena Hochmeier und Bettina Stadler sind in der Nacht zum Sonntag zu einem Notfalleinsatz zum Welser Volksfest gerufen worden. Eine Besucherin klagte über massive Schmerzen im Unterleib, sie musste schnell ins Spital gebracht werden. Als die Rotkreuz-Sanitäterinnen mit der Patientin abfuhren, schreckte sie ein lautes Geräusch auf.
"Es hat einen Tuscher gemacht", erinnert sich Hochmeier, die das Rettungsauto lenkte. Sie hielt an, weil sie befürchtete, irgendwo dagegen gefahren zu sein. Doch ein Feuerwehrmann erklärte ihr, dass Biergläser auf das Einsatzfahrzeug geworfen worden seien. Dellen und Lackschäden zeugten von dem sinnlosen Vandalismusakt. Die Patientin wurde ins Krankenhaus gebracht, die Einsatzkräfte erstatteten dann Strafanzeige bei der Polizei. Die Werfer konnten jedoch nicht mehr ausgeforscht werden.
Wie sich später herausstellte, soll bereits kurz davor ein anderes Rotkreuz-Fahrzeug am Volksfestgelände mit Flaschen beworfen worden sein. In dem Fall gab es keinen Sachschaden. Am späten Abend sind auch Sanitäter von einem Patienten attackiert worden. "Wir sind mit Segways hingefahren. Der Mann war zunächst bewusstlos, hat uns dann aber attackiert und wir mussten die Polizei zu Hilfe holen", bestätigt Reinhard Hadler, Rot-Kreuz-Dienstführer der Ortsstelle Wels. Am selben Abend sei auch eine Sanitäterin in Offenhausen von einem Patienten gebissen worden.
"Ich bin seit 25 Jahren beim Roten Kreuz, doch erst in letzter Zeit nehmen die Übergriffe auf uns zu", betont Hadler. Früher sei man Sanitätern mit Wertschätzung entgegengetreten. "Das ist heute leider nicht mehr so."
Vor allem wenn Alkohol im Spiel sei, komme es zu Pöbeleien oder körperlichen Übergriffen. "Ich bin selber auch schon verletzt worden."Der Trend zu Übergriffen wird auch vom oö. Landesverband bestätigt. "Es ist schockierend. Interne Umfragen haben gezeigt, dass es kaum Sanitäter gibt, die noch nicht attackiert wurden", sagt Rot-Kreuz-Sprecher Stefan Neubauer. Warum die Aggressionsschwelle derart gesunken sei, müsse noch genau untersucht werden. "Wir bieten aber bereits Schulungen an, wie man damit umgeht."