Chronik/Oberösterreich

Suizid: Schüler wehren sich gegen Mobbing-Vorwurf

Nach dem Selbstmord der 13-jährigen Elisabeth F. aus Linz-Ebelsberg melden sich nun ihre Mitschüler zu Wort. In einem Leserbrief an jene Zeitung, die behauptet hat, das Motiv sei Mobbing in der Schule gewesen, schreiben sie: „So etwas haben wir nie gemacht!“ Und sie machen ihrem Ärger Luft: „Sie wissen gar nicht, wie es ist, jemanden sehr Wichtigen zu verlieren und dann in der Zeitung zu lesen, dass man am Tod Schuld hat!“

Elisabeth sei eine liebe Freundin gewesen. Nur wenige hätten von ihrer schweren Hauterkrankung, die laut den Eltern das Motiv für die Verzweiflungstat gewesen ist, gewusst. Die Verfasser sind schockiert über den plötzlichen Freitod – man habe den Eindruck gehabt, es sei ihr in letzter Zeit wieder besser gegangen.

Stiller Rückzug

Es ist dieser „stille Rückzug“, den Kinderpsychiater Michael Merl als wohl gefährlichstes Warnsignal bezeichnet. „Manche drohen lange mit Selbstmord, was mehr ein Hilfeschrei ist. Brisant wird es, wenn sie sich zurückziehen. Dann haben sie endgültig abgeschlossen“, sagt der Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Frauen- und Kinderklinik in Linz.

Elisabeths Mitschüler sollen via Facebook und auf dem Schulweg als „Mörder“ beschimpft worden sein. „So extreme Schuldzuweisungen können Kinder in eine Krise stürzen. Im Kopf wissen sie, dass sie nicht schuld sind, aber das Gefühl bleibt. Es besteht sogar das Risiko, dass labile Kinder aus Schuldgefühlen in einen Folgesuizid gehen“, warnt Merl. Zur Verarbeitung der Tragödie rät er: „Man muss sie spüren lassen, dass Schuld absolut kein Thema ist.“

Lied am Grab gesungen

Am Freitag ist Elisabeth auf dem Friedhof von St. Martin bei Traun beigesetzt worden. Ihre Klassenkollegen haben am Grab das Lied „The A Team“ von der Musikerin Birdy gesungen. „Zwei ihrer Freunde haben sogar selbst ein Lied für Elisabeth geschrieben“, erzählt Schuldirektor Otmar Hauhart. Der Soziale Notdienst soll die Klasse weiterhin betreuen.