Schärding: „Wir ziehen unser Ding durch“
Einige eingedrückte Fensterscheiben und Wasserflecken an den bunten Hausfassaden – das ist alles, was nach vier Wochen von der Flutkatastrophe in Schärding noch übrig ist. Trotzdem: „Alle haben noch die schlimmen Bilder im Kopf. Sie durch schöne zu ersetzen, ist ein 24-Stunden-Job“, sagt Tourismusobfrau Bettina Berndorfer.
Sie und ihr Team sind bereits wenige Tage, nachdem die Flut große Teile der Stadt förmlich verschluckt hat, in die Offensive gegangen. „Wir wussten, wir müssen sofort handeln, sonst bleiben die Gäste aus.“ Das Tourismusbüro, die Stadtgemeinde und die Kaufmannschaft haben gemeinsam die Kampagne „Schärding jetzt“ gestartet. Darin werben prominente Stammgäste, wie Hademar Bankhofer und Dagmar Koller für die Barockstadt – mit Argumenten, die nach einer ersten Schockstarre Wirkung zeigen: „Die Zahlen waren im Juni katastrophal, aber wir merken, dass sich die Buchungslage erholt und deutlich mehr los ist in der Stadt.“
70.000 Nächtigungen verzeichnet der Tourismus in Schärding pro Jahr. Mehr als die Hälfte davon fallen auf Kurgäste. Das Kurhaus der Barmherzigen Brüder musste am 3. Juni evakuiert werden, als Telefon, Strom und schließlich auch die Kanalisation ihren Dienst aufgaben, erinnert sich Direktor Harald Schopf. „Wir sind wieder voll hergestellt. Die Gästezahlen, die nach Stornierungen zurückgegangen sind, werden wir über das Jahr verteilt aufholen“, ist er optimistisch.
Viel schmerzhafter sei es, wenn die Tagesgäste ausbleiben, erklärt Berndorfer. Schärding liegt an einer beliebten Radler-Route am Inn. Das Dilemma: „Die meisten Gäste kommen aus Bayern, doch die waren selbst vom Hochwasser betroffen.“
Normalität
Unbeirrt radeln jedenfalls Alfons und Ulli Fischer-Költringer an einem sonnigen Nachmittag den Inn entlang. Die Wirtsleute aus Utzenaich machen zum ersten Mal nach dem Hochwasser Halt in Schärding. Das tun sie aus Solidarität, sagen sie: „Wir haben gesehen, was hier passiert ist und wollen die Gastronomie unterstützen. Das Ambiente ist und bleibt einzigartig.“
Ebenfalls am Inn unterwegs ist Christian S. mit seinem Hund Balu. Am 3. Juni musste er das 30-Kilo-Tier über eine Leiter in eine Zille hieven. Sein Wohnhaus war bis zum ersten Stock überschwemmt. „Den Schock hat er schnell überwunden“, sagt der Hundebesitzer lachend. Die Innlände, ihr Lieblingsspazierweg, ist schon fast wieder wie neu.
Es ist die Rückkehr zur Normalität, die Schärding jetzt dringend braucht, betont Günter Unger, Chef des Kult-Wirtshauses „Bums’n“ am Oberen Stadtplatz. Vom Hochwasser ist er selbst zwar verschont geblieben, dafür leistet er für die Kollegen im Tourismusverband Überzeugungsarbeit. „Die Leute glauben teilweise noch immer, wir sind im Krisengebiet. Wir sagen aber: Das ist Vergangenheit, jetzt ist Sommer, kommt nach Schärding. Wir ziehen unser Ding durch.“
KURIER-Leser können bei der Aktion auch gewinnen – und zwar zahlreiche attraktive Urlaubs- und Freizeitangebote, die die Tourismusregionen zur Verfügung gestellt haben
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