Chronik/Oberösterreich

Mordanklage gegen Guatemalas Ex-Polizeichef

Die Tat hatte sich in den frühen Morgenstunden des 25. September 2006 im Pavon-Gefängnis in Guatemala ereignet. Eine Gruppe schwer bewaffneter und mit Sturmhauben vermummter Männer suchte gezielt nach sieben Häftlingen und exekutierte sie ohne ein vorhergehendes rechtsstaatliches Verfahren.

Die offizielle Version zu dem blutigen Vorfall lautete damals anders: Die Häftlinge sollen die Anstalt eingenommen und sich mit Schusswaffen gegen die einschreitende Polizei gewehrt haben. Die sieben Männer seien bei den Kampfhandlungen ums Leben gekommen.

„Die Opfer waren jedoch völlig unbewaffnet. Sie sind überwältigt, zum Teil vorher entkleidet und aus kurzer Distanz durch Schüsse getötet worden“, betont Alois Ebner, Sprecher der Staatsanwaltschaft Ried. Seine Behörde hat jetzt Mordanklage gegen den ehemaligen stellvertretenden Polizeichef von Guatemala, Javier F., eingebracht.

Der 42-Jährige soll damals gemeinsam mit weiteren hochrangigen Staatsfunktionären die außergerichtlichen Erschießungen mitorganisiert haben. „Es ist im Vorfeld eine eigene Todesliste ausgearbeitet worden, auf der sich 25 Personen befanden, die dem damaligen Regime offenbar im Wege gestanden sind und beseitigt werden sollten“, sagt Ebner.

Anfang März 2007 flüchtete F. nach einem Regierungswechsel mit seiner Familie nach Österreich, wo er Asylstatus erhielt und sich in einer kleinen Gemeinde bei Schärding niederließ. Im Mai 2011 wurde er festgenommen. Seine Auslieferung nach Guatemala wurde im Dezember 2011 aus rechtsstaatlichen Gründen abgelehnt. Das Strafverfahren gegen F. muss nun vor einem Schwurgericht in Ried durchgeführt werden. Der 42-Jährige bekennt sich nicht schuldig und bleibt bei der offiziellen Version. Zeugen belasten ihn allerdings schwer. Ihm droht bis zu lebenslange Haft. Der Prozess kann frühestens im Herbst

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