Parteitag der Piraten: „Das Chaos gehört bei uns dazu“
Sind die Piraten eine seriöse Partei? „Mit Bürgerrechten spaßt man nicht", lautet die entschlossene Antwort der oberösterreichischen Polit-Freibeuter, die am Samstag ohne Anzug und Krawatte, dafür mit viel Enthusiasmus ausgestattet ihren ersten Landesparteitag begingen.
Andreas Biberhofer von der Bundesparteiführung kam aus Wien. Oberösterreich sei das Letzte der bisher sieben Bundesländer, die ihren Vorstand wählen. In Tirol sei kürzlich ein neuer gewählt worden, da es zu Unruhen innerhalb der Landespartei gekommen sei. „Das Chaos gehört dazu – aber wir sind alle auf demselben Weg."
Zwischen violetten Fahnen, Totenkopf-Bandanas und Parolen wie „Klar zum Ändern!“ standen am Samstag erst einmal die Formalitäten im Vordergrund. Die Geschäftsordnung der Piraten-Partei Oberösterreich (PPOÖ) wurde verlesen und der sechsköpfige Vorstand gewählt. Sachorientierte Diskussionen wurden bisher nur an Stammtischen geführt.
Langsam und chaotisch
Die Uhren ticken anders bei den Piraten. Durch die basisdemokratische Linie sei noch wenig konkret, geben die interimistischen Landesvorstände Martin Föttinger und Wolfgang Steinbichler zu. Der 19-jährige Föttinger will an der Spitze bleiben. Bestimmen werden aber die Mitglieder, welche Themen die Partei bis zu den Landtagswahlen im Jahr 2015 aufs politische Parkett bringt. Man nutze die „Schwarmintelligenz“ aller. „Bei uns gibt es keinen Wasserkopf, der regiert, während die anderen schuften“, so der Tenor unter den Polit-Neulingen.
Manche seien der PPOÖ aus Frust über die Gesellschaftspolitik beigetreten, erklärt Klaus Winkelbauer. Der arbeitslose Elektriker sei lange Betriebsrat gewesen und habe sich in der SPÖ engagiert. „Dort war eine eigene Meinung nicht erwünscht“, sagt er. Bei den Piraten sehe er seine Chance, für soziale Gerechtigkeit einzutreten.