Chronik/Oberösterreich

OÖ: Starker Gegenwind für fast 60 Windkraftanlagen im Mühlviertel

Naturschutzbund, Alpenverein, die Bürgerinitiative "Nein zu Windpark 2 in Schenkenfelden, die Interessensgemeinschaft Freie Landschaft im Mühlviertel (FLIM) und Martin Donat, der Umweltanwalt von Oberösterreich, machen gemeinsam gegen die Windkraft im Mühlviertel mobil.

"Wir sind keine Extremisten, sondern Leute aus allen Bereichen des Lebens", versucht Donat gleich einleitend, den Befürwortern der Windkraft Wind aus den Segeln zu nehmen. Denn prinzipiell gehe es nicht gegen die Windkraft als erneuerbare Energiequelle an sich, sondern um jene Orte, in denen diese aufgestellt werden.

Als "Aufforstung" bezeichnet etwa Hubert Roiss von der IG FLIM aktuelle Pläne, im Mühlviertel insgesamt knapp 60 Anlagen neu zu errichten. Neun weitere sollen "repowerd", also an bestehenden Standorten neu errichtet werden. 

Vorderweißenbach: 9

Schenkenfelden: 8

Rainbach: 3

Grünbach: 4

Windhaag: 4

Sandl: 7

Liebenau: 3

Königswiesen: 7 + 10

St. Georgen am Walde: 3

Sternwald: 9 (Repowerment)

Kritik übt die Initiative FLIM an den Standorten, aber auch an der Höhe der neuen Anlagen. Hubert Roiss: "Die wollen 260 Meter hohe Windkraftanlagen in unsere Kultur- und Naturlandschaft pflanzen." Dabei sei gerade die Zone des Freiwaldes und des Weinsbergwaldes bis hin zum Strudengau eine der bedeutendsten Verbundlandschaften Mitteleuropas, so Roiss, der die Windkraftanlagen auch als "Landschaftsraub" bezeichnet.

"Familien werden auseinanderdividiert"

Ebenfalls hart ins Gericht geht Jürgen Scherb von der Bürgerinitiative gegen Windpark 2 Schenkenfelden mit der "Windenergieindustrie", wie er sie nennt, ins Gericht. Weil Besitzern von Grundstücken, auf denen solche Anlagen errichtet werden, viel Geld - kolportiert werden 40 bis 150.000 Euro pro Jahr und Windrad - gezahlt werde, komme es zu massiven Streitigkeiten innerhalb des Ortes: "Leute treten aus Vereinen aus und schmeißen alles hin. Freundeskreise und Familien werden auseinanderdividiert."

Inhaltlich kritisiert die Gruppe auch, dass Projekte für erneuerbare Energie beschleunigt werden können. Fritz Schwarz vom Naturschutzbund sieht Windkraft als sinnvolle Ergänzung im Sinne der Energiewende, betont aber, dass störungsarme Waldgebiete als Rückzugszonen für Tiere wie den Luchs, die Wildkatze, den Wolf oder den Seeadler unbedingt erhalten werden müssten.

Das gelte auch für die 800 Jahre alten Waldhufendörfer, die "Ausdruck einer kollektiven Geschichte" seien, ergänzt Roiss. 

Eine ökologische Frage

Umweltanwalt Donat stellt deshalb die ökologische Frage: "Passt der Preis, der in Oberösterreich für die Errichtung von Windrädern bezahlt werden muss?" Und meint damit eben den Einfluss auf Kulturlandschaften, auf die Tierwelt am Boden, aber auch in der Luft. Denn die oö. Windkraftanlagen werden dort errichtet, wo laut Donat "60.000 Vögel durchziehen".

Deshalb fordert er, dass überregionale Vögelrouten, die ja bekannt seien, aus den Flächen für Windkraftanlagen ausgenommen werden sollten: "Es gibt in Oberösterreich kaum einen Großraum mit hohem Windpotenzial und schwachem Vogelzug." Vor allem nicht in den Hochlagen des Mühlviertels. 

Schwer irritiert reagierte die Klimaallianz Oberösterreich: "Statt mit fragwürdigen Argumenten den Ausbau von erneuerbaren Energieträgern zu blockieren, appelliert das Bündnis eindringlich an Politik und alle Bürgerinnen und Bürger, den Wirtschaftsstandort Oberösterreich durch den raschen Ausbau von Windkraft zu stärken."

Seitens der Klimaallianz sieht man in OÖ ein Windkraftpotenzial von 450 Windrädern. "Das sollte bis 2040 umgesetzt werden", fordert Erwin Reichel von der Klimaallianz.