Oberösterreich: Max & Andi spurlos verschwunden
Von Jürgen Pachner
"Dass der Andi einfach verschwindet, ohne vorher etwas zu sagen, ist unvorstellbar – so etwas würde er mir nie antun", sagt Ernestine Leitner und ihre Stimme wird ganz leise: "Ich befürchte, dass er einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist."
Seit mehr als elf Wochen hofft die 56-Jährige auf ein Lebenszeichen des Sohnes. Die erfolglose Warterei setzt ihr nervlich stark zu, sie hat Schlafstörungen und ist auch in ärztlicher Behandlung. "Ich muss ständig an den Andi denken und daran, was ihm passiert sein könnte", sagt die Mühlviertlerin. Sie sehnt nur noch inständig den Tag herbei, an dem sie von der quälenden Ungewissheit befreit wird: "Ich wünsch’ mir endlich Klarheit über Andis Schicksal – und natürlich auch das vom Max."
Der 27-jährige Andreas Leitner aus Waxenberg und sein gleichaltriger Schulfreund Maximilian Baumgartner aus Zwettl an der Rodl kennen einander seit Kindertagen. Max arbeitet als Kfz-Mechaniker. Andi, der eine Tischler-Lehre absolviert hat, war zuletzt arbeitslos und lebte seit Kurzem wieder bei der Mutter. Am Freitag, den 11. September, brachte Ernestine Leitner den Sohn mit ihrem Auto zu Baumgartners Wohnung nach Zwettl/Rodl. "Ich hab’ ihn gefragt, ob er vielleicht Geld braucht, doch er hat gemeint, dass sie eh’ nicht fortgehen werden. Der Andi hat sich auch keine Jacke anziehen wollen, aber das war bei ihm nichts Ungewöhnliches."
Den Abend verbrachten die Freunde mit zwei Bekannten, die allerdings gegen Mitternacht die Wohnung wieder verließen. Leitner, der für eine Heimfahrt in der Nacht niemanden organisiert hatte, wollte bei Baumgartner übernachten – auch das ist ab und zu vorgekommen. Doch was im Anschluss passiert ist, erscheint rätselhaft.
Kein Pass, kein Handy
Gegen 2.30 Uhr sollen sich die beiden in Max’s silbergrauen Citroën BX (Baujahr 1987) mit dem Kennzeichen UU-883DP gesetzt und auf der B126 in Richtung Tschechien gefahren sein. Bei einem Kreisverkehr in Bad Leonfelden, rund fünf Minuten vom Grenzübergang Weigetschlag entfernt, wurde das Fahrzeug von einer Kamera erfasst – das war die letzte Spur, die sie hinterließen. Seit damals fehlt jegliches Lebenszeichen. Es gab keine Kontobewegungen und Baumgartners Handy wurde abgeschaltet. Sein Reisepass liegt zu Hause. Leitner hat sein Mobiltelefon sogar in der Wohnung zurückgelassen.
Helikoptersuche
"Das ist einer meiner schwierigsten Fälle – und ich mache das seit zehn Jahren", sagt Thomas Löfler, Vermissten-Fahnder im Landeskriminalamt. Es gebe einfach keinen Ansatz, der das Verschwinden plausibel erscheinen lasse. Baumgartner hatte einen Job, der ihm großen Spaß machte und sein Arbeitgeber war mit ihm zufrieden. Der 27-Jährige hatte auch sonst keine Probleme, weder familiär noch mit Freunden. Leitner war zwar arbeitslos, hatte aber sein Zimmer bei der Mutter gerade neu renoviert. "Es deutet nichts in Richtung Suizid." In Tschechien haben beide keine Freunde und sie galten nicht als Rotlicht-Kunden. "Ermittlungen in der Richtung brachten nichts."
Das Grenzgebiet wurde mit Helikoptern abgesucht, um eventuell ein unentdecktes Unfallwrack sichten zu können. Auch die Suche in tschechischen Spitälern und Gefängnissen blieb erfolglos. Löfler: "Nach den Vermissten und ihrem auffälligen alten Auto, bei dem alle Seitentüren ab der Zierleiste schwarz lackiert sind, wurde aber europaweit gesucht."
Monika Baumgartner, die Schwester von Maximilian, ist verzweifelt: "Wir befürchten das Schlimmste und kämpfen schwer mit dem Verlust. Am 4. Oktober hatte der Max Geburtstag – das war für alle ein furchtbar trauriger Tag."
Die Polizei ersucht um Hinweise unter 059133/403602.