„Mit flexibler Arbeitszeit in Pension“
Von Josef Ertl
Reinhold Entholzer (53) ist seit 11. Mai 2012 Landesrat für öffentlichen Verkehr und Tierschutz. Er gilt als großer Hoffnungsträger der Landes-SPÖ.
KURIER: Wird 2013 das Jahr des Reinhold Entholzer?
Reinhold Entholzer: (lacht). Das weiß ich nicht. Ich hoffe, es bleibt so wie in den vergangenen Jahren. Dann bin ich voll zufrieden. Es geht mir sowohl privat als auch beruflich sehr gut.
Im November wird Josef Ackerl als Landesparteivorsitzender abtreten. Was heißt das für Sie?
Wir müssen uns gemeinsam in der Partei überlegen, wer die Agenda bestimmt.
Josef Ackerl redet von einem Team mit Ihnen und Klubobfrau Gerti Jahn sowie Gerda Weichsler-Hauer.
Das ist eine gute Kombination. Wir müssen schauen, wer in die Riege hineinpasst und dann muss man das mit den Funktionärinnen und Funktionären absprechen. Es kann nur einer oder eine vorne sein, der die Akzeptanz sowohl in der Partei als auch in der Bevölkerung hat. Man muss hier den richtigen Ausgleich finden.
Es soll also eine Konsenslösung sein.
Davon halte ich etwas. Es ist nicht sehr klug zu polarisieren. Man soll seine Positionen klar äußern und trotzdem versuchen, andere Menschen mitzunehmen.
Was sind Ihre Vorsätze für 2013?
Ich mache es mir immer sehr einfach. Es gibt keine Neujahrsvorsätze, damit kann ich nicht danebenliegen (lacht). Ich lasse die Dinge auf mich zukommen und erfreue mich am Leben. Wir sollten uns vor Augen führen, wie gut es uns in Österreich und speziell in Oberösterreich geht. Ich sage auch immer wieder, ich bin gegen die Wiedergeburt (lacht), denn die Wahrscheinlichkeit, dass wir noch einmal auf diesem Fleckerl auf die Welt kommen, ist sehr gering. Wir schätzen das viel zu wenig.
Ist der jetzige Wohlstand auf Dauer haltbar?
Das glaube ich schon. Wir müssen uns auch politisch einig werden und in die Bildung investieren. Wir sollten hier keinen Klassenkampf ausfechten. Wir werden als Gesamtstaat nur dann eine beachtliche Wertschöpfung zustandebringen, wenn wir alle mitnehmen. Es wird nicht mehr funktionieren, wenn wir sagen, wir haben einen Teil, der nur Hilfsarbeitertätigkeiten macht.
Wir müssen alle Schichten an der Bildung teilhaben lassen. Daher ist die Bildung eine ganz zentrale Aufgabe für die Zukunft.
Im Gesundheits- und Sozialsystem kommt es aus Gründen der Finanzierbarkeit zu Straffungen. Sind diese aus Ihrer Sicht vertretbar?
Es ist schwierig. Wir haben im österreichischen Gesundheitssystem ein sehr, sehr hohes Niveau. Jeder sagt, das und das muss noch sein. Es gibt und gäbe einige Möglichkeiten für Veränderungen. Ich kann mir beispielsweise nicht vorstellen, dass es die Aufgabe eines Arztes ist, die Hälfte seiner Tätigkeit mit der Dokumentation zu verbringen. Dass sich die Ärzte auf der anderen Seite gegen ELGA (Elektronische Gesundheitsakte) querlegen, wo der Mensch seine Dokumentation mitnimmt, verstehe ich nicht. Da ist sicher einiges drinnen. Wir brauchen noch mehr Prävention. Lösungen müssen wir auch noch für die älteren Mitbürger finden. Diese Menschen gehören nicht ins Spital oder in die Geriatrie. Hier bedarf es neuer Begleitmaßnahmen.
Wie kann man das Demografieproblem lösen?
Wir müssen uns als Gesellschaft anpassen. Wir sollten das Älterwerden nicht nur akzeptieren, sondern Möglichkeiten schaffen, dass Menschen sich gut einbringen können. In Pension zu sein heißt ja nicht wie vor 50 Jahren, dass man sich ausrastet, um dem Lebensende entgegenzugehen. Wir reden von den aktiven Pensionisten, die man stärker einbinden soll. Diese Aufgabe müssen wir unbedingt angehen.
In der Arbeitslosenstatistik für den Dezember fällt die Zunahme der Jungen und der Arbeitnehmer von über 50 Jahren auf. In Sonntagsreden wird zwar beschworen, dass die Menschen länger in Beschäftigung bleiben sollen, es gibt aber gleichzeitig für sie keine Arbeitsplätze.
Das Problem ist, dass keiner die älteren Arbeitnehmer wirklich mitnehmen will. Die, die einen Job haben, können es sich nicht aussuchen und sagen, ich möchte eigentlich nur mehr 30 Stunden arbeiten. Meist heißt es, volles Rohr mit allen Überstunden arbeiten oder er ist weg vom System. Das ist ein Fehler. Ich verstehe nicht, warum die Wirtschaft hier nicht ein bisschen klüger ist. Man weiß doch, dass bei vielen Überstunden nicht mehr so effektiv gearbeitet wird wie in den ersten 20 Stunden. Es wäre doch sinnvoller und effizienter, die Arbeitszeit zu verkürzen. Ich meine damit nicht, dass nur mehr 20 Stunden gearbeitet wird, sondern dass man die 40-Stunden-Woche einhält.
Nach der Schweiz ist Österreich das Land in Europa, in dem die Arbeitnehmer die meisten Stunden inklusive der Überstunden pro Woche leisten. Die Schweiz, die die 45-Stunden-Woche hat, liegt in der Stundenzahl nur knapp vor uns. Hier sollten wir Modelle schaffen.
Es gibt sicherlich 60-Jährige, die nur mehr 20 Stunden pro Woche arbeiten wollen und die mit weniger Geld auskommen. Die Arbeit muss aber auch so gestaltet sein, dass sie körperlich zumutbar ist. Dann kann man die Menschen länger beschäftigen.
Es sollten also Modelle für den Übergang von der vollen Aktivzeit hin zur Pension geschaffen werden.
Die Wirtschaft redet immer von Flexibilität. Von den Arbeitnehmern wird sie erwartet. Aber auch die Firmen sollten flexibel sein. Es gibt Unternehmen wie die voestalpine, die sehr viele verschiedene Arbeitszeitmodelle hat, die sich sehr bewährt haben. Die voestalpine hat die Effizienz gesteigert, indem sie den Mitarbeitern entgegengekommen ist. Das ist der Weg der Zukunft.
Das Infrastrukturministerium hat erklärt, es sei bereit, 50 Prozent zur Modernisierung der Nebenbahnen – Mühlkreis, Almtal, Hausruck – und für die Strecke Haiding-Aschach zu zahlen, wenn das Land Oberösterreich sie übernimmt. Ist dieses Angebot ausreichend?
Es spießt sich derzeit an der Linzer Eisenbahnbrücke. Es ist für den Landeshauptmann nicht ganz einfach, wenn der Linzer ÖVP-Vizebürgermeister auf den Erhalt der Brücke besteht, wir aber sehen, dass das finanziell nicht leistbar ist.
Wir brauchen eine neue Brücke. Pühringer stimmt nicht zu, solange die Linzer Eisenbahnbrücke in diesem Konzept drinnen ist. Wir brauchen aber die neue Brücke für die zweite Linzer Straßenbahnachse. Der Neubau kostet rund 60 Millionen Euro. Der derzeitige Verhandlungsstand ist, dass wir 130 Millionen vom Bund bekommen. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir noch mehr heraushandeln können, denn schließlich und endlich gehört die Eisenbahnbrücke den ÖBB.