Mit 120 Spritzen zur Verhandlung: Sicherheitsbilanz am Landesgericht Linz
Von David Retzer
Wer schon einmal am Gericht war, weiß: Die Kontrollen am Eingang können einiges an Zeit kosten. Erst anstellen, durch den Metalldetektor und dann noch eine Taschenkontrolle. Dass diese Maßnahmen nicht umsonst sind, zeigt die Sicherheitsbilanz des Landesgerichtes Linz.
Im Jahr 2023 mussten 130.558 Personen durch die Sicherheitskontrollen, fast doppelt so viele, wie im Jahr zuvor. Grundsätzlich werden die Kontrollen von zwei Mitarbeitern durchgeführt. Bei größeren Verhandlungen oder wenn viele Besucherinnen und Besucher erwartet werden, wird das Personal auf bis zu vier Personen aufgestockt.
2.232 Fälle im Strafrecht wurden im letzten Jahr von den 52 Richterinnen und Richtern verhandelt, durchschnittlich dauert ein Strafverfahren zwischen 1,8 und zwei Monaten.
Während es für die meisten Menschen klar ist, dass keine Waffen oder waffenähnliche Gegenstände mit aufs Gericht genommen dürfen, kommt es bei den Kontrollen immer wieder zu überraschenden Entdeckungen:
- Sieben Faustfeuerwaffen wurden im letzten Jahr abgenommen und auch nach dem Gerichtsbesuch wieder zurückgegeben, da alle Personen berechtigt waren, eine solche zu tragen
- Zwei verbotene Waffen wurden beschlagnahmt: Ein Elektroschocker und ein Kugelschreiber mit verstecktem Messer
- 1.094 Mal wollte eine Person das Gericht mit einem Messer betreten
- 49 Abwehrsprays wurden abgenommen
- In 38 Fällen wurden bei Besuchern Drogen gefunden. Besonders kurios: Bei einem Mann wurde Marihuana gefunden. Als er später ein zweites Mal am Gericht erschienen, fanden die Sicherheitsmitarbeiter erneut Suchtgift bei ihm
- Fünf Mal musste die Rettung gerufen werden. In vier Fällen wurden die Einsatzkräfte wegen Kreislaufproblemen gerufen, einmal hatte es eine Dame eilig ins Gebäude zu kommen und ist gegen die Schleusentür aus Glas gelaufen und hat sich dabei die Nase verletzt
- 4.784 sonstige Gegenstände wurden abgenommen. Dabei handelte es sich beispielsweise um Korkenzieher oder wie zuletzt eine Hacke, die eine obdachlose Frau mit zur Verhandlung bringen wollte.
Ein besonders unappetitlicher Fund: Ein Mann wollte das Gebäude mit etwa 120 Einwegspritzen betreten, einige davon dürften blutverschmiert gewesen sein.
Solange die Gegenstände nicht per se illegal sind, werden sie den Besitzerinnen und Besitzern wieder zurückgegeben, sofern über sie kein Waffenverbot verhängt wurde.
Zweiter Eingang geplant
In Relation zu den Besucherzahlen ist die Anzahl der Abnahmen im Normalbereich. Damit die Abwicklung der Kontrollen in Zukunft noch schneller erfolgt, soll bald ein zusätzlicher Eingang in das Gebäude eröffnet werden.
Denn derzeit müssen Justizanstaltsbesucher durch die selben Sicherheitskontrollen wie die Personen, die zum Gericht wollen. Weil bei den Besuchen in der Justizanstalt oft Taschen mit Kleidung und Ähnlichem mitgebracht werden, dauert die Durchsuchung dementsprechend lange und behindert den Betrieb. Es soll bereits konkrete Pläne für einen separaten Eingang zur Justizanstalt geben.