Land restituiert 153 von den Nazis geraubte historische Bände
Von Jürgen Pachner
Wir wussten nicht, dass 1999 bei der Übernahme der Linzer Studienbibliothek vom Bund auch Nazi-Raubgut in unseren Besitz gekommen ist. Aber es ist keine Frage: Was uns nicht gehört, geben wir an die rechtmäßigen Eigentümer zurück“, erklärte Landeshauptmann Josef Pühringer am Freitag in der Bibliothek der Katholisch-Theologischen Privatuniversität Linz. Gemeinsam mit KTU-Rektor Ewald Volgger unterzeichnete er eine Restitutionsvereinbarung.
153 Bücher aus fünf Jahrhunderten, die im Dritten Reich zwangsweise aus der „Aluminats-Bibliothek“ des Priesterseminars entzogen worden waren, wechselten auf diese Weise den Besitzer. Es handelte sich vor allem um Gebrauchsliteratur, Werke der Kirchengeschichte, des Schulwesens sowie Personenstandsverzeichnisse von Geistlichen (Schematismen). Die großteils aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammenden Bände werden nun in den Bestand der Diözesan- und Universitätsbibliothek der KTU eingegliedert.
Pühringer: „Es hat lang gedauert, bis es zur Rückgabe gekommen ist. Ich hoffe aber, die Kirche trägt uns nicht nach, dass wir ihre Besitztümer unrechtmäßig besessen haben.“ KTU-Rektor Volgger und Priesterseminar-Regens Johann Hintermaier denken aber nicht daran, das Land zu klagen: „Es ist ein erfreulicher Anlass, dass uns dieses Eigentum deutlich zugewiesen werden konnte.“
Provenienzforscher unter der Leitung des Historikers Roman Sandgruber hatten seit Sommer 2012 den während der NS-Zeit erworbenen Werkbestand der Linzer Studienbibliothek genau durchleuchtet. Das wertvollste Stück, das nun an die Diözesanbibliothek restituiert wurde, ist eine mittelalterliche Handschrift mit aufwendigen Buchmalereien in Form von Ranken und farbenprächtigen Initialen auf Pergament.
Volgger: „Für unsere Bibliothek ein großer Gewinn, der sie enorm aufwertet.“
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