Kaserne und Stellungsstraße vor dem Aus
Das Heer werde seit Jahren finanziell ausgehungert, nun dürfe man sich nicht über die Konsequenzen wundern. Mit scharfen Worten begründete Oberösterreichs Militärkommandant Kurt Raffetseder am Dienstag seinen Vorschlag, die Tilly-Kaserne in Freistadt zuzusperren.
Die dort stationierte Lehrkompanie mit 46 Bediensteten solle nach Hörsching verlegt werden. Der Betriebsaufwand für Freistadt – jährlich 250.000 Euro – könnte so eingespart werden. Raffetseder hat seine Pläne beim Streitkräftekommando in Graz deponier. Die endgültige Entscheidung trifft das Verteidigungsministerium in Wien.
Neben der Tilly-Kaserne könnten auch das Prüfzentrum für Kadersoldaten und Frauen sowie die Stellungsstraße in Linz dem Spardruck zum Opfer fallen. Das Prüfzentrum ist derzeit in der Hiller-Kaserne in Linz-Ebelsberg, die bis Ende 2015 aufgelassen wird, stationiert. Eine Übersiedelung in die Garnisonstraße in Linz, wo sich die Ergänzungsabteilung samt Stellungsstraße befindet, würde baulicher Adaptierungen um rund vier Millionen Euro notwendig machen. „Es stellt sich die Frage, ob man das nicht gleich einsparen könnte“, meinte Raffetseder.
Die Stellungsstraße wiederum leidet unter akutem Ärztemangel. „Wir können bei den Gehältern nicht mithalten“, erklärte Presseoffizier Heinz Birschkus. Zwei Heeresmediziner stehen knapp vor der Pension. Finden sich bis Ende des Jahres keine Nachfolger, ist das Militärkommando nicht mehr stellungsfähig. Jährlich 9000 Rekruten aus Oberösterreich und dem Flachgau, müssten dann zum Beispiel in St. Pölten auf ihre Tauglichkeit untersucht werden.
Protest gegen die Sparvorhaben kam aus der Politik: Es würden „hochwertige Arbeitsplätze nach Wien weggelobt“, kritisierte etwa der Linzer FPÖ-Sicherheitsstadtrat Detlef Wimmer. Freistadts Bürgermeister Christian Jachs (ÖVP) verlangte Zahlen, die belegen, dass die Tilly-Kaserne unwirtschaftlich wäre.c. Weiermair