Chronik/Oberösterreich

"In zehn Jahren steht alles still"

Autofahren in Linz ist alles andere als lustig. Vor allem zu den Stoßzeiten in der Früh und am Abend genügt schon ein kleiner Zwischenfall - und nichts geht mehr im gesamten Stadtgebiet sowie auf der Mühlkreisautobahn (A7).

So auch am Freitagmorgen, als ein harmloser Unfall im Tunnel Niedernhart die Pendler (100.000 kommen täglich nach Linz) zum Verzweifeln brachte. Ein Beispiel: Für die 9,1 Kilometer lange Strecke von Linz-Dornach in die Zentrale der voestalpine muss ein Autolenker ohne Stau zehn Minuten einplanen. Ein Pendler, der sich beim KURIER meldete, brauchte hingegen am Freitag um 7.30 Uhr für diese Fahrt eine Stunde. "Die Situation ist schlimm, aber es ist einfach so. Wir können da gar nichts machen", sagt Oberst Klaus Scherleitner vom Landespolizeikommando. Neuralgische Punkte seien auch die Abfahrten von der A7 wie bei der Prinz-Eugen-Straße.

Auf Streife

Scherleitners Beamte seien seit Jänner 2008 vor allem im Bereich der beiden Tunnel Bindermichl und Niedernhart rund um die Uhr auf Streife. "Dadurch sind die Unfälle mit verletzten Personen zurückgegangen. Wenn die Leute ein Polizeiauto sehen, fahren sie automatisch vorsichtiger", erklärt der Oberst.
Was jetzt ebenfalls gelungen ist: Wenn etwas passiert, konnten die Tunnel-Sperrzeiten um die Hälfte verringert werden - von 30 Minuten auf 15. Scherleitner: "Weil wir eben eine Streife vor Ort haben und im Notfall sofort eingreifen können."

Alles steht

Dramatisch sieht Franz Hiesl, der für den Straßenbau zuständige stellvertretende Landeshauptmann, die Situation im Großraum Linz. "Der Verkehr nimmt pro Jahr um drei Prozent zu. Das heißt im Klartext, dass in zehn Jahren alles steht. Damit werden sich die Pendler wohl abfinden müssen. Ich weiß nämlich nicht, wo wir in Linz noch zusätzliche neue Straßen bauen sollen."
Sieht Hiesl wirklich keinen Ausweg aus der Stau-Misere? Sein Lösungsansatz: "Die Betriebe und Schulen müssen sich etwas einfallen lassen. Zum Beispiel mit gestaffelten Beginnzeiten."

Außerdem werde den Pendlern in Zukunft nichts anderes übrig bleiben, als Fahrgemeinschaften zu bilden. "Man braucht nur zu schauen, wie viele Leute von Rohrbach kommend allein im Auto sitzen." Wichtig sei laut Hiesl auch, dass der öffentliche Verkehr konsequent ausgebaut wird. Park-and-Ride-Anlagen vor den Stadteinfahrten seien ebenfalls dringend notwendig. "Auf die Pendler kommt einiges zu. Das steht fest", so Hiesl.