Chronik/Oberösterreich

Hallstätter "haben wegen Tagestouristen Platzangst"

Eine Bürgerinitiative macht derzeit in Hallstatt gegen übermäßigen Tourismus mobil. „Wir werden von Massen an Touristen regelrecht überströmt“, moniert Masseurin Siegrid Brader, Obfrau von „Bürger für Hallstatt“ (BÜF). Vor allem im Zentrum herrsche unter den Anrainern mittlerweile mehr Platzangst anstatt Lebensqualität.
„Gäste steigen in Gärten ein und pflücken Marillen. Es gibt keine Privatsphäre mehr.“ Dabei richte sich die Initiative nicht gegen den Fremdenverkehr in der oö. Gemeinde an sich, „sondern gegen Tagesgäste, die scharenweise mit Bussen herangekarrt werden und oft keinen Cent im Ort lassen.“

Fünf Euro pro Bus-Gast

Beikommen will man dem Problem etwa mit einer Erhöhung der Busparkgebühren. „Menschen, die sich unseren Ort wirklich anschauen wollen, werden bereit sein, mehr zu zahlen“, meint Brader. Derzeit muss ein Bus in der Welterbegemeinde 20 Euro pro Tag berappen. „In der italienischen Kulturstadt San Gimignano zahlt ein Bus rund 400 Euro am Tag. Damit steigert man auch die Qualität des Tourismus“, betont HTL-Lehrer Friedrich Idam, Schriftführer des BÜF. Angedacht seien vorerst zumindest fünf Euro pro Busreisendem. Vizebürgermeister Alfred Gamsjäger (SPÖ) zeigt Verständnis für die Bewohner, gibt aber zu bedenken: „Wenn wir die Gebühren zu stark erhöhen, dann wird von vielen Bussen einfach wild auf den Straßen geparkt.

Schon jetzt gibt es Streitereien zwischen Parkwächtern und Chauffeuren, die nicht einmal die 20 Euro zahlen wollen.“ Laut Gamsjäger sollen die Parkgebühren demnach „in kleinen Schritten“ erhöht werden. Auch forciert die Bürgerinitiative sogenannte „Kontingente“ für Busunternehmen. „Eine zeitliche Staffelung der Tagestouristen würde eine Entlastungen bringen“, ist sich Brader sicher. Ideal wäre natürlich auch eine Verlagerung der Anreise auf Bahn und Schiff.

BÜF will 2015 als politische Liste bei der Gemeinderatswahl gegen die dominierende SPÖ antreten, die beim letzten Urnengang fast drei Viertel der Stimmen auf sich vereinen konnte. „Die Menschen sollen dann selbst entscheiden, welchen Tourismus sie haben wollen“, sagt Idam. Derzeit zählt BÜF 25 Mitglieder. Man hätte jedoch bei weitem mehr Anhänger, heißt es. Viele würden aber zögern, da man von „roten“ Gemeindebediensteten schief angeschaut werde.