Chronik/Oberösterreich

Freibeuter wollen den Landtag entern

Für die einen ist sie ein geeignetes Mittel gegen die Politikverdrossenheit und für bessere Bürgerrechte. Für die anderen ist sie  eine Ansammlung von Nerds (Computerfreaks) mit Gratismentalität. Egal, wie man zur Piratenpartei steht: Es gibt  kein Vorbeikommen. Die Bewegung, die sich der Informations-Freiheit verschreibt, hat nach Erfolgen in Deutschland die politische Bühne geentert. Und sie erfreut sich steigender Mitgliederzahlen.

In Oberösterreich ist der große Ansturm  noch ausgeblieben. 70 Mitglieder – überwiegend Männer – zählt die Partei derzeit. Für den interimistischen Landesvorstand Martin Föttinger dennoch ein Grund zur Freude: „Wir sind zufrieden. Wir  sind eine neue Partei, die sich langsam entwickelt und erst seit drei Monaten aktiv ist.“

Parteitag

Am kommenden Samstag halten die Polit-Freibeuter im Linzer Volkshaus Pichling  ihren ersten Landesparteitag ab. Hier stimmen sie, wie es sich für Piraten gehört, basisdemokratisch über die künftige Zusammensetzung des fünfköpfigen Vorstandes ab. Es sollen mehrere Personen das Ruder übernehmen, um keine hierarchischen Strukturen aufkommen zu lassen. „Wir wollen nicht von einer Einzelperson koordiniert werden“, erklärt der 19-jährige Software-Entwickler.  

Ein eigenes, auf Oberösterreich zugeschnittenes Programm wird kommende Woche noch nicht beschlossen. „Das geht sich zeitmäßig  nicht aus.“  In den kommenden Wochen werde sich aber eine Taskforce mit möglichen Themen beschäftigen. Generell ist noch vieles im Fluss und wenig konkret. Über das bedingungslose Grundeinkommen etwa, einer Kernforderung der Piraten, sind sich die Oberösterreicher noch nicht einig. „Wir diskutieren über die Vor- und Nachteile.“

Langsam

Wenn alle – wie es der Grundsatz der Partei vorschreibt – mitbestimmen, braucht es Zeit. Natürlich könne dieses lange Dahinziehen bis zur Entscheidung lähmend sein, meint Föttinger.  Allerdings seien diese Prozesse notwendig. „Um eine gute Entscheidung zu treffen, muss man sich vorher   informieren.“  

Beim großen Nachbarn geriet  die Partei ins Kreuzfeuer der Kritik, weil Rechtsextreme ihre Nähe gesucht hatten. Mittlerweile hat  der Bundesvorstand beschlossen, dass die Leugnung  des  Holocausts unter dem Deckmantel der freien Meinungsäußerung  den Grundsätzen der Partei widerspreche. „In Oberösterreich hatten wir das Problem noch nicht.  Es ist aber ein heiß diskutiertes Thema, wie wir uns davor schützen können.“ Ein anderes Problem, womit sich deutsche Piraten  herumschlagen müssen, ist der  „Shitstorm“. Die anonymen Beschimpfungen im Internet haben  mehrere Parteiobere weggefegt. In Oberösterreich sei das  nicht verbreitet. „Es kommt  vor, dass es zwischen einzelnen Mitgliedern Probleme gibt, das  ist aber nicht so extrem.“ In drei Jahren  bei den nächsten Wahlen wollen die Piraten in den Landtag einziehen. „Ich glaube, dass wir die Eintritts-Hürde schaffen.“

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