Die Hochwasseropfer sind für neue Fluten gerüstet
Wir sind denen doch völlig egal – nach dem Motto: ,Hinter uns die Sintflut`", ist Jorj Colesnicov bitter von den Erbauern des Machlanddamms enttäuscht. Sein Campingplatz befindet sich mitten in der Überflutungsgebiet in Grein an der Donau – jenseits der Dammmauer.
„Jedes Jahr stehen wir unter Wasser. Einmal sind es nur ein paar Zentimeter, ein anderes Mal reißt es uns die Hütten weg", sagt Colesnicov mit resigniertem Blick auf die Mauer, die seinen Betrieb einschließt. „Bis auf heuer", fügt er hinzu und klopft sofort auf die Holzsäulen seiner Hütte, wo Rezeption und Restaurant untergebracht sind. Sämtliche Gebäude – das Haupthaus und acht Bungalows – stehen auf Rädern. „Wenn das Wasser kommt, lassen sich die Hütten von einem Traktor aus der Schusslinie ziehen", erklärt sein Sohn Jorj. Zuverlässig sei diese Lösung aber nicht – zumal die Durchfahrt der Dammmauer schmaler geworden sei, als geplant, kritisiert er.
Der 26-Jährige musste im August 2002 mitansehen, wie die Existenzgrundlage seiner Familie auf die Donau hinausgeschwemmt wurde. Sein Vater habe bei dem Versuch, die Hütten von einem Boot aus an Baumstämmen festzubinden, sein Leben riskiert. Für den Schaden musste die Familie selbst aufkommen, denn eine Versicherung gibt es wegen seiner exponierten Lage nicht. Nur ein Kredit des Landes war die Basis für den Neubau der rollenden Hütten und Bungalows.
Prekäre Lage
Von seinem touristisch günstigen, aber gefährlichen Posten will der 53-jährige Rumäne nicht weichen. „Ich führe einen für die Region sehr wichtigen Betrieb", bleibt er stur und verweist auf knapp 8000 Nächtigungen pro Jahr. Seine Idee: Er will den gesamten neuen Hüttenkomplex auf einen schwimmenden Ponton stellen und ihn bei einer Überflutung an der Dammmauer befestigen. Das sollte etwa 500.000 Euro kosten. Geld, das der Gastronom teilweise vom Land haben will. Seine Aussichten auf Erfolg seien zugegeben gering. „Laut den Vorgaben des Bundesministeriums für Infrastruktur gelten Freizeitanlagen als nicht schützenswert", zitiert er die Richtlinien für den Bau des Machlanddamms.
Diese betreffen in Grein auch Sportplatz und Freibad, erklärt Bürgermeister Manfred Michlmayr. Er hört die Klagen der Familie Colesnicov nicht zum ersten Mal: „So sehr ich es bedauere, es lässt sich nicht ändern. Ich kann ihm nur raten, sich auf den Ernstfall vorzubereiten." Dem sind sich die Colesnicovs bewusst: „Wir leben mit der Angst, dass wir bald wieder vor einem Trümmerfeld stehen. Aufgeben werden wir aber nicht."
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