FPÖ-Facebook-Freundschaft mit Führungsriege von „Objekt 21“
Von Jürgen Pachner
Die Zerschlagung des kriminellen Neonazi-Netzwerks „Objekt 21“ durch Polizei und Verfassungsschutz in Desselbrunn (OÖ) hat heuer europaweit für Schlagzeilen gesorgt. Vergangene Woche erst wurde in Thüringen (Deutschland) wieder ein gesuchtes Mitglied verhaftet.
Wie Karl Öllinger, Nationalratsabgeordneter der Grünen, herausfand, waren Stefan H. und Franz S. am Donnerstag auf Facebook noch mit drei führenden Kadern des aufgelösten „Kulturvereins“ (dem in U-Haft sitzenden Ex-Obmann Manuel S., Ex-Schriftführer Bernd H. und Ex-Obmann-Stellvertreter Alexander M.) befreundet.
„Kann passieren“
Vom KURIER damit konfrontiert, fand FPÖ-Landesparteisekretär Gert Bachmann nichts Verwerfliches dabei: „Sie wussten nicht, dass gegen die Drei ermittelt wird. Die Landesgruppe sieht kein Problem in der Sache – so etwas kann schon passieren.“
Bachmann: „Normalerweise schnüffelt man nicht allzu sehr in der Privatsphäre von Bekannten herum.“ Beide Funktionäre seien berufstätig und hätten daher keine Zeit, als eine Art Privat-Stasi zu agieren.
„Diese Begründung ist lachhaft und unglaubwürdig“, kritisiert Öllinger. Es sei erschreckend, wenn derart enge Kontakte zwischen Mitgliedern eines kriminellen Nazi-Netzwerks und freiheitlichen Lokalfunktionären bestünden. „Bezeichnend ist auch, dass etwa Bernd H. auf seiner ,Gefällt mir’-Liste lange Zeit die FPÖ Desselbrunn und Alexander M. den HC Strache angeführt hatten.“
Robert Eiter, Sprecher des oö. Netzwerks gegen Rechtsextremismus, schenkt der Rechtfertigung der FP-Funktionäre ebenfalls wenig Glauben: „In einem Ort dieser Größe und der medialen Berichterstattung zu dem Fall erscheint es mir nahezu unmöglich, davon nichts zu wissen.“ Offenbar sei das aber das Schicksal vieler freiheitlicher Funktionäre in OÖ: „Nach dem Motto: engstens verbunden mit der braunen Szene, dabei aber unschuldig wie die Neugeborenen.“