Chronik/Oberösterreich

Der etwas andere 400-Meter-Lauf

Er war 1989 Hallen-Europameister im 60-Meter-Sprint und noch heute ist er mit einer Zeit von 10,15 Sekunden Österreichs Rekordhalter über die 100 Meter. Der Gmundner Andreas Berger - mittlerweile 50 Jahre alt - sorgte in der Leichtathletik für viele positive Schlagzeilen.

Bis er im Vorfeld der WM 1993 in Stuttgart des Dopings mit "Methan-Dienon" überführt wurde. Damit war eine große Sportlerkarriere zu Ende. Was Berger im Gegensatz zu den meisten anderen "erwischten" Kollegen stets auszeichnete, ist sein offener Umgang mit der Dopingproblematik. Er hat die Dinge beim Namen genannt und versuchte nie, etwas zu verheimlichen.
Für Aufsehen sorgte ein Zeitungs-Interview im Jahr 2006, in dem Berger sagte: "Es heißt immer, 99 Prozent in der Leichtathletik seien sauber und ein Prozent dopt. Ich behaupte, es ist genau umgekehrt."

Positive Schlagzeilen

Heute, Sonntag, steht Berger wieder einmal im Rampenlicht. Und wird hoffentlich für positive Schlagzeilen sorgen. Als Veranstalter des "Red Bull 400". Dabei handelt es sich um einen spektakulären Fun-Wettkampf, bei dem die Skiflugschanze am Kulm von unten nach oben gestürmt wird. Auf die Teilnehmer warten also die härtesten 400 Laufmeter der Welt! Berger: "Ich kann halt doch meine Leichtathletik-Wurzeln nicht verleugnen."
Wie er auf die Idee für diesen ungewöhnlichen Event gekommen sei? "Ich war in der vergangenen Saison bei vielen Skisprung-Bewerben. Da hab' ich mir gedacht: Auf den Schanzen ist in der schneefreien Zeit meistens tote Hose. Das wollte ich ändern. Mit einem Event, der es in sich hat. So ist das Ganze entstanden."

Bei Red Bull rannte der pfiffige Gmundner mit seiner Idee offene Türen ein. Der Dosen-Gigant aus Fuschl bei Salzburg erklärte sich sofort bereit, als Hauptsponsor mitzumachen.
Hauptberuflich ist Berger zwar bei der Firma Abatec in Regau tätig - als internationaler Vertriebsleiter. Aber ein, zwei Mal im Jahr organisiert er gemeinsam mit seiner Frau Monika Sport-Events der etwas anderen Art. "Ich brauche die Abwechslung."

Vier Vorläufe

Um 11 Uhr geht das Spektakel heute in Bad Mitterndorf los. Mit den insgesamt vier Vorläufen der Männer. "Die 40 Schnellsten kommen dann ins Finale", erklärt Berger den Modus. Am Kulm mit dabei sind unter anderen auch Dominik Landertinger, der Biathlon-Weltmeister von 2009, Ex-Ski-Star Hans Enn oder der ehemalige Spitzenlangläufer Alois Stadlober. Auch Patricia Kaiser - Top-Model, Sängerin und Moderatorin aus dem Innviertel - lässt sich das "Red Bull 400" nicht entgehen. Sie startet im Staffelbewerb.
Sollte der Event bei den Zuschauern gut ankommen, will Berger den Bewerb in Zukunft ausbauen. Er kann sich vorstellen, eine eigene Serie daraus zu machen. Auf den Flugschanzen Harrachov, Planica, Oberstdorf und Kulm. "Das ist allerdings noch Zukunftsmusik. Warten wir einmal ab, wie es zum Auftakt läuft."

Zur Leichtathletik hat Berger noch immer eine besondere Beziehung. Er versäumt keinen Wettkampf, der im Fernsehen übertragen wird. "Ich hänge noch immer an diesem Sport, dem ich viele Jahre gewidmet habe."
Traurig, dass seine tolle Karriere so negativ endete, ist Berger nicht mehr. "Es hat vielleicht sein Gutes gehabt." Für die zahlreichen Teilnehmer am "Red Bull 400" hat der Ex-Sprinter noch einen Rat parat: "Jeder sollte sich seine Kräfte verdammt gut einteilen, um das Ziel überhaupt zu erreichen. Schon in der Leichtathletik gelten die 400 Meter als die härteste Distanz."
Wer schon einmal vom Auslauf einer Sprungschanze hochgeschaut hat, weiß genau, was ihn heute erwartet: "eine riesige Anstrengung und eine beinharte Herausforderung".